6 Körper – Klang – Koppelung 29 Fingerdrucks, und emotionalen lautlichen Ausdrucksverhaltens weisen Ähnlichkei-ten auf. Dieses, sich nur auf den Fingerdruck beziehende Ausdrucksverhalten ist auf den gesamten Körper, auf das unmittelbare Umsetzen körperlichen Ausdrucksverhal-tens in Klang, damit auf musizierendes Verhalten, zu erweitern. Musizierendes Ver-halten ist in Klang umgesetztes körperliches Ausdrucksverhalten (vgl. BAILY 1977).Das folgende Kapitel fokussiert den klanglichen Anteil emotionalen Ausdrucks-verhaltens und untersucht lautliches Ausdrucksverhalten aus phylogenetischer Per-spektive. Körperlichkeit ist damit Basis der Rezeption und des Ausdrückens emotio-naler Gestimmtheiten – körperliche Bewegung ist Information – Körperlichkeit, ver-standen im Kontext unmittelbaren emotionalen Ausdrucksverhaltens als auch im Kontext von Rezeption, im Sinne eines Reagieren des Körpers, kann damit als Basis von Kommunikation gesehen werden. 6.2 Phylogenese und lautliches Ausdrucksverhaltens Mit dem Fokussieren des lautlichen Anteils emotionalen Ausdrucksverhaltens stößt man unweigerlich auf Ursprungstheorien von Musik (vgl. WALLIN/MERKER/ BROWN 2000). Zu erwähnen sind hier theoretische Überlegungen von Georg KNEPLER (vgl. KNEPLER 1977), der gemeinsame Ursprünge von Musik und Sprache vermutet und im akustischen Kommunikationssystem der Tierwelt den Ursprung mensch-licher emotionaler Lautäußerungen und damit jenen von Musik und Sprache sieht. » Musik [ist] ein akustisches Kommunikationssystem […]. Als solches hat es seine Vorstufen und Vorformen in den akustischen Systemen der Tierwelt.« (KNEPLER 1977, S. 53) Er fasst damit grundlegend zusammen, was den meisten Ursprungs-theorien von Musik eigen ist – Kommunikation. Aus dem unmittelbaren emotionalen Gehalt dieser Art von Kommunikation, die die Ebene des körperlichen Ausdrucksverhaltens und jene des unmittelbaren phy-siologischen Reagierens umfasst, speist sich die Funktionalität dieser Form von Klanglichkeit. » Musikgeschichte als Weg zum Musikverständnis « – der Titel des hier zitierten Buches – versteht Knepler nicht als Wiedergeben einer zeitlichen Ab-folge von Ereignissen einer zeitlich und örtlich beschränkten musikalischen Hoch-kultur, Musikverständnis gründet für ihn auf dem Verständnis der Zusammenhän-ge unterschiedlicher Formen akustischer Kommunikation und deren phylogeneti-schem Entstehen. Mit den Hinweisen auf gemeinsame Ursprünge von Musik und Sprache (vgl. BROWN 2000) ergibt sich auch die Möglichkeit, den emotionalen Gehalt der Klang-lichkeit von Sprache mit jener von Musik oder musiknahen Formen zu vergleichen (vgl. ILLIE/THOMPSON 2006).Die Musikwissenschaft erhält in diesem Bereich vor allem Hinweise aus Er-kenntnissen der Bioakustik (vgl. STOCKMANN 1983). Hier ist es die Verbindung von Phylogenese und die Frage nach den Universalien von Klanglichkeit, die durch die Synergie dieser beiden Disziplinen angeregt wird. Doris STOCKMANN (vgl. STOCKMANN