32 Sound und Image: Theorie Untersucht man die Fähigkeit von Kleinkindern, den emotionalen Gehalt von Musik innerhalb der eigenen Kultur grundlegend zu erfassen, so liegen empirische Ergebnisse vor, die darauf hinweisen, dass es schon Dreijährigen möglich ist, den emotionalen Gehalt von Freude und Trauer innerkultureller Musik zu erkennen. Weitere Ergebnisse zeigen, dass Sechsjährige, (vgl. TERWOGT/VAN GRINSVEN 1988) die gleichen musikalischen Parameter, nämlich Tempo und Tongeschlecht, benutzen, um Musik nach ihrem emotionalen Gehalt zu bewerten. Dies gilt nur für innerkul-turelle Vergleiche (vgl. PERETZ 2001) und kann als Hinweis dafür gesehen werden, wie früh Klanglichkeit als emotionsbezogenes Beurteilungsschema herangezogen wird; sie steht damit klar vor einem sprachlichen Verständnis dieser. Daraus kann der Schluss gezogen werden, dass das intuitive Verständnis für das Erfassen von Freude und Trauer klanglicher/musikalischer Darbietungen, theoretisch liegt diesen empirischen Untersuchungen ein kategoriales Emotionskonzept zugrunde, relativ früh entwickelt wird. Zudem ist anzumerken, dass Babys und Kleinkinder alle für die Musikwahrneh-mung relevanten wahrnehmungspsychologischen Voraussetzungen besitzen, ohne jedoch über einen längeren Zeitraum mit Musik in Kontakt gewesen zu sein um die-se auszubilden (MCDERMOTT/HAUSER 2005, S. 35). Sandra TREHUB (vgl. TREHUB 2000, S. 431) spricht in diesem Kontext von drei Universalien in der Wahrnehmung, in-dem sie die Wahrnehmung von Babys und Kleinkindern mit jenen von Erwachse-nen vergleicht. Dabei handelt es sich um die Wichtigkeit der Wahrnehmung der Kontur einer Melodie, im Gegensatz zur Wahrnehmung der Intervalle, weiters um die Dominanz der Patternwahrnehmung und um die Wichtigkeit des Grouping-Effektes im Rahmen der Gestalttheorie. Zusammenfassend soll hier festgehalten werden, dass bei Babys und Kleinkin-dern, die ja nahezu keinen kulturellen Prägungen ausgesetzt waren, eine Verqui-ckung von Klanglichkeit und Emotion sowohl auf der Ausdrucks- als auch auf der Wahrnehmungsebene des Kindes sowie der Mutter zu existieren scheint, die nicht erlernt ist – so genannte prosodische Melodiestrukturen (BRUHN/OERTER 2002, S. 281) könnten daher als universal betrachtet werden. Auf der basalen Ebene der Pole Erregung und Beruhigung gibt es demnach em-pirische Belege, dass grundlegende Emotionen auf klanglicher Ebene in unter-schiedlichen Kulturen auf sehr ähnliche Weise transportiert werden. Man kann da-her annehmen, dass dem Beruhigen von Kleinkindern entweder durch ein typisches Sprechen, das dem Gesang wesentlich näher ist als dem Sprechen selbst oder durch Singen von Wiegenliedern, anthropologisch betrachtet, kommunikativer Wert zu-kommt. Die Bedeutung des Tragens des Nachwuchses als Folge des Verlustes der Behaarung, förderte die vorsprachliche Kommunikation zwischen Mutter und Kind. Der, aus neurophysiologischer Sicht, als verfrüht betrachtete Zeitpunkt der Geburt, der sich aus der relativen Größe des Gehirns und damit der Größe des Schä-dels des Fötus einerseits und der spezifischen Form des weiblichen Beckens ande-rerseits ergibt, fordert eine besondere Fürsorge des sozialen Umfeldes. Zudem wird