7 Theoriengebäude: Musik als Mediatisierungsphänomen 35 diese abhängig zu sein scheint, handelt. Hierzu sei vermerkt, dass auch ein Zusam-menspiel dieser beiden Ebenen denkbar ist und zwar über die Grenzen der in der Untersuchung angedachten Aspekte hinaus. » Referential meaning is independent of music’s embodied meaning but is likely to coexist with it.« (ZHU/MEYERS-LEVY 2005, S. 334) Referential meaning im Kontext von Werbung kann nur bezugnehmend auf etwas sein, das durch sein embodied meaning fähig ist, diesen Bezug zu vermitteln. Das heißt, das Erlangen von Bedeutung eines klanglichen Gebildes ist nicht willkür-lich, damit semiotisch betrachtet nicht symbolisch, sondern ist von dem ihm inne-wohnenden signalhaften Charakter zumindest nicht unabhängig. Weiters ist anzumerken, dass es sich hierbei um bewusst Wahrgenommenes handelt, das heißt, all jenes was nicht bewusst wahrgenommen wird, was immer das sein könnte und wie immer man dies auch bezeichnet, wird in diesem Experi-ment nicht untersucht, kann aber dennoch Einfluss auf die hier untersuchte Pro-duktwahrnehmung haben.An dieser Stelle sei auf das Konzept Inolvement sowie das ELM – Modell ver-wiesen, das die Nutzung einer peripheral und einer central route, je nach Wahrneh-mungsart unter Berücksichtigung des Involvements beschreibt (siehe Kapitel » Wer-bewirkungsmodelle « ). In den meisten Fällen wird Musik, vor allem in musikwissenschaftlicher Litera-tur (vgl. BRANDL 1998; BARTMANN 1998; BRANDL 2006), unter semiotischen Gesichts-punkten grundsätzlich als Zeichen betrachtet.Jürgen TAUCHNITZ führt zeichentheoretische Ansätze nach Morris an und sieht in Musik vor allem das Zeichenhafte und Symbolische. » Im Rahmen kultureller und zeremonieller Handlungen repräsentieren meist schon spezifische Instrumentalklänge ein symbolisches Zeichen. Im Bereich der funktionellen Musik wie der Werbung können bestimmte Musik-Stile wie Marsch, Klassische Musik oder Folklore symbolische Zeichen repräsentieren.« (TAUCHNITZ 1990, S. 51) Spezifische Instrumentalklänge können u. a. Zeichen für etwas sein – beispielsweise kann der Klang der Trompete mit Fanfaren oder Krieg assoziiert und in funktiona-len Kontexten auch dementsprechend eingesetzt werden, doch ist es die Klanglich-keit selbst, die diesem Instrument seine Funktion in einem kulturellen Kontext zu-wies. Auch das Zitieren von Marschmusik als Beispiel für ein symbolisches Zeichen schließt jene unmittelbare Eigenschaft der Klanglichkeit von Marschmusik aus, der diese zeichenhafte Zuordnung zugrunde liegt. Marschmusik als » symbolische Zei-chen « (TAUCHNITZ 1990, S. 51) für beispielsweise Militär, Krieg, Hierarchie oder Diszi-plin verdankt eben diese Zuordnung der Tatsache, dass Marschmusik zum Mit-marschieren animiert, gleichsam die Rhythmik des Marschierens in sich trägt. Die-ses Verwenden/Gebrauchen von Marschmusik in bestimmten Situationen lässt ver-muten, dass dieser Musik Eigenschaften eigen sind, die in bestimmten sozialen Si-