36 Sound und Image: Theorie tuationen (be)nutzbar sind – diese Eigenschaften wiederum seien nicht nur zeichen-hafter sondern zunächst signalhafter » Natur « .In Hinblick auf funktionale Aspekte von Klang/Musik soll darauf hingewiesen werden, dass die alleinige Betrachtungsweise von Musik als Zeichen unzureichend ist.Georg KNEPLER (vgl. KNEPLER 1977) geht von einer Semantisierung des akustischen Materials im Laufe der Menschheitsgeschichte aus, wobei er unter Semantisierung ein Aufladen mit » zusätzlichen « (KNEPLER 1977, S. 103) Bedeutungen versteht; nach dieser Theorie können » akustische Gebilde « (KNEPLER 1977, S. 103), auf Grund der phylogenetischen Entwicklung des Menschen, aus sich heraus Bedeutung, in einem weitgefassten Sinn, vermitteln. Diese zusätzlichen Bedeutungen sind genau jene schon erwähnten Elemente, die kulturabhängig sind und demjenigen, der die Kon-ventionen der jeweiligen Kultur kennt, bekannt sind. Klangliches erlangt durch kul-turelle Prozesse zusätzliche Bedeutung. Susan LANGER bezeichnet Musik als » an unconsummated symbol « (LANGER 1953, S. 31) und als » symbolic presentation « (LANGER 1953, S. 126), – die » un-mittelbar « , präsentative Eigenschaft von Musik ist dem Signalhaften näher als dem Zeichenhaf-ten, was nicht bedeutet, dass Musik nicht auch zeichenhaft sein kann. Zeichenhaftes scheint jedoch in einem engen Zusammenhang mit unmittelbaren klanglichen Qua-litäten zu stehen.Einen weiteren Ansatzpunkt bietet das Konzept der Gestischen Form von Man-fred BIERWISCH (vgl. KADEN/BIERWISCH 1983). Dabei wird die Bedeutung eines musika-lischen Zeichens, unter Berücksichtigung der Koppelung von Emotion und motori-schen Bewegungsabläufen, durch die gestische Form fixiert; die gestische Form ist die » Struktur eines kohärenten emotionalen Musters « (BIERWISCH 1990, S. 164). Zen-trale Ausgangspunkte sind dabei der Vergleich von Sprache und Musik sowie die Verbindung derer Strukturen mit motorischen Abläufen, die in Bezug auf Musik als konstituierend beschrieben werden. Das verbindende Element ist dabei der Be-zugspunkt Zeit, der sowohl innerhalb emotionsbegleitender Körperbewegung als auch für Musik und audio-visuelle Darbietungen (Fernsehwerbung) von Bedeu-tung ist.Bierwisch geht vom Gegensatzpaar » sagen « und » zeigen « (BIERWISCH 1990, S. 170) aus, wobei er » zeigen « als die elementarere Form des Mitteilens charakterisiert und durch das Loslösen dieses Begriffs vom Visuellen und einem Erweitern auf ein all-gemeines Wahrnehmen die Möglichkeit sieht, auch auf auditiver Ebene zu » zei-gen « , und zwar indem musikalische Zeichen die im Klanglichen immanenten gesti-schen Formen » zeigen « . » Musikalische Zeichen zeigen die in ihnen codierte gesti-sche Form, sie machen emotionale Muster wahrnehmbar, indem sie deren gestische Struktur zeigen.« (BIERWISCH 1990, S. 169) Zusammenfassend heißt das, erstens, dass der Gestus, der in sich gegliedert sein kann, den Verlauf nicht nur darstellt sondern derselbe ist, zweitens, dass hier von einer Analogcodierung gesprochen werden kann, drittens, dass die Eigenschaften von Klanglichkeit Auslöser jener Eigenschaften sein können, jedoch mit der Ein-