7 Theoriengebäude: Musik als Mediatisierungsphänomen 37 schränkung, dass kulturelles Lernen, bei fortschreitender Differenzierung der gesti-schen Form dieses Auslösen beeinflusst und, dass viertens, der Erfahrungsinhalt, der mit einem Gestus in Verbindung steht, nicht beliebig ist (BIERWISCH 1990, S. 164).Die unmittelbar kommunizierende Qualität von Klang, stützt sich, wie in den vorherigen Kapiteln argumentiert, auf Körperlichkeit. » Für Musik insgesamt gilt, dass sie, noch bevor sie irgendetwas anderes zu sein vermag, erst einmal eine Körperpraxis ist, leibliche Interaktion mit den Instrumenten der Klangerzeugung, die selbst in ihren vergeistigsten Formen unentrinnbar mit dem Körpergefühl des Musikers, mit Körperbildern und der in die Körper eingeschriebenen sozialen Ordnung ist « (vgl. WICKE 2001, S. 41). Es sei darauf hingewiesen, dass Zeichenhaftes selbstverständlich Teil einer jeden Kultur ist, in der wissenschaftlichen Betrachtung dieser einen bedeutsamen Platz einnimmt, jedoch nicht als der einzig mögliche Zugang erachtet werden kann, um klangliche/musikalische Phänomene zu betrachten. Die » un-mittelbar « kommuni-zierende, nicht-mediatisierte Qualität von Klanglichkeit ist in einigen Kontexten so genannter Ernster Musik (TRAINOR/TREHUB 1992; WALSER 1993) ebenso bestimmend, wie für ein Verständnis von Popmusik als ein Spiel mit dem unmittelbar (körper-lich) kommunizierenden, vor einer zeichenhaften Bedeutung stehenden Sound (vgl. JAUK 2001). Sie ist bestimmender Teil funktionaler Musik, wie Filmmusik, Sound-Design und (Fernseh)Werbung. 7.1 Musikalische Ausdrucksmodelle/Klangqualitäten und akustische Parameter Der Zusammenhang grundlegender Emotionen, klanglicher Gebilde und körperli-chem Ausdrucksverhalten ist empirisch belegt und in folgender Tabelle kurz zu-sammengefasst.Es soll festgehalten werden, dass es ein grundlegendes klangliches Material gibt, das vor einer kulturellen Überformung, vor einer zeichenhaften Bedeutung liegt. Dies betrifft sowohl den Aspekt des Generierens als auch jenen des Rezipierens, je-doch mit dem expliziten Hinweis, dass die Bewertung einzelner Emotionen, bedingt durch Sozialisation, interkulturell variiert. Für die interkulturelle Rezeption basaler Emotionen seien vor allem Tempo und Klangfarbe bestimmend (vgl. BALKWILL/THOMPSON 1999).In einem weiteren Schritt soll nun die Ebene des lautlich-klanglichen Ausdrucks-verhaltens konkreter, wenn auch basaler, Emotionen verlassen werden und der Zu-sammenhang wahrgenommener Klangqualitäten mit deren Assoziationen und akustischen Parametern fokussiert werden. Klangqualitäten enthalten Informationen über die Schallquelle selbst: sie sind In-formation über Physiognomie und Entfernung der Schallquelle, sie bieten Informa-tionen über den umgebenden Raum (vgl. JAUK 2007).