7 Theoriengebäude: Musik als Mediatisierungsphänomen 41 Diese sehr elementaren Betrachtungen legen Basales frei, nämlich das in sich Tragen von Bewegung, von Erregung (in der Zeit) von Schall (vgl. auch JAUK 2009, S. 216). In einer zusammenfassenden Darstellung von Scherer werden akustische Para-meter der Sprechstimme, die mit emotionaler Erregung einhergehen, herausgearbei-tet. Scherer überführt emotionale Erregung, die letztlich unterschiedlichsten Emo-tionen, wie beispielsweise Freude, Ärger oder Furcht eigen ist, auf die grundlegen-den Beurteilungsdimensionen Evaluation, Aktivation und Potenz. Eine hohe Grundfrequenz sowie deren große Streubreite, eine große Amplitudenstärke als auch ein schnelles Tempo werden als mit hoher Aktivation einhergehend beschrie-ben (vgl. SCHERER 1982, S. 300). Dies soll mit dem Ergebnis experimenteller Forschung in Zusammenhang ge-bracht werden, wonach die Empfindungsgröße sharpness mit der Dimension activity in Zusammenhang stehe (JAUK 2007, S. 367). Die von Scherer herausgearbeiteten Pa-rameter Frequenz und Amplitudenstärke, wobei die Zunahme an Amplitudenstär-ke die Energieverteilung im Teiltonspektrum beeinflusst, bestimmen auch die Emp-findungsgröße sharpness und damit die Wahrnehmungsdimension activity. Zusammenfassend lässt sich damit festhalten, dass es eine hohe Frequenz, eine große Amplitudenstärke und die damit einhergehende Energieverteilung im Teil-tonspektrum sind, die grundlegend als akustische Parameter Einfluss auf die Wahr-nehmungsdimension activity haben. Begründungen hierfür könnten sowohl Lern-prozesse über das Verhalten des Schalls selbst als auch über ihre Verbindung mit unterschiedlichen emotionalen Erregungszuständen sowie deren Kommunikation sein. An dieser Stelle sei auf die Verbindung von körperlichem Ausdrucksverhalten und den damit verbundenen körperlichen Spannungs-Lösungs-Prozessen, die mit dem unmittelbaren, emotionalen lautlichen Ausdruck einhergehen, verwiesen. Er-regtes lautliches Ausdrucksverhalten geht zumindest mit einem hohen subglotti-schen Druck, mit einer Anspannung der Ausatmungsmuskulatur und bestimmter Phonationsmuskeln einher (SUNDBERG 1997, S. 212). Ganz grundlegend kann damit festgehalten werden, dass sowohl Klang Bewe-gung ist als auch Bewegung Klang erzeugt. Aus der Qualität von Klang kann auf die Qualität einer Bewegung geschlossen werden – praktische Anwendungen gehen über Disziplinen, in denen Bewegungsabläufe optimiert werden, wie die musikali-sche Performanceforschung oder die Sportwissenschaften (vgl. EFFENBERG 1996) weit hinaus. Das intuitive Wissen um die Verknüpfung von Klangqualitäten und Bewe-gung/Erregung ist grundlegender Bestandteil einer jeden Nutzung von Sound in funktionalen Kontexten.Aktivierung/körperliche Erregung, die in weiterer Folge als Basis eines am Kör-per orientierten Mediennutzungsverhaltens beschrieben wird, ist in ihrer Verbin-dung mit ästhetischem Empfinden in der experimentellen Ästhetik ebenso veran-kert, wie im Überführen dieses Konzeptes in ökonomische Zusammenhänge. Unter-suchungen, die sich mit Aktivierung und Werbewirkung beschäftigen, entstehen vor allem Ende der 1970er, Anfang der 1980er-Jahre. Vor allem die theoretischen