Einleitung »Erzähle es mir und ich vergesse es, zeige es mir und ich erinnere mich daran, betei-lige mich und ich lerne.« Diese indianischeWeisheit faßt mit kurzen, eindrucksvollen Worten das zusammen, was Psychologen und Pädagogen in den vergangenen Jahren in verschiedenen Untersuchungen immer wieder in bezug auf den Erwerb motori-scher und kognitiver Fähigkeiten bestätigen konnten: nicht durch belehrende Vor-träge oder noch so bunte multimediale Präsentationen lernen Schüler jeden Alters wirklich selbständig mit Wissen umzugehen, sondern indem sie Probleme, idealer-weise in Zusammenarbeit mit einem Lehrer, aufdecken und bearbeiten.2 Natürlich stellt ein tutoriell gestütztes learning by doing nicht das allein erfolgversprechende methodische Konzept dar – bekanntermaßen spielt eine angstfreie, berechenbare und motivierende Lernumgebung in diesem Zusammenhang eine außerordentlich große Rolle3 –, doch kann diese Lern- bzw. Lehrform die entscheidende Vorausset-zung zur erfolgreichen Wissensaneignung und -vermittlung bedeuten. Seit der Computer Einzug in fast jeden Haushalt gehalten hat und seine Fä-higkeiten von reiner Textdarstellung hin zu qualitativ hochwertigen multimedialen Präsentationsformen gewachsen sind, ist der Markt mit »Multimedia-Software«überflutet worden. Nahezu jedes noch so simpel aufgebaute Programm zierte sich eine Zeit lang mit dem Schlagwort der neunziger Jahre, um nicht wegen Verpas-sen eines Trends als Ladenhüter zu enden. Zu diesen Anwendungen gehören auch diverse Lernanwendungen, welche die gerade beschriebenen Forschungsergebnisse nicht beherzigen und dem Lernwilligen lediglich eine Präsentation mit eventuell anschließender Multiple-Choice-Befragung bieten. Im Bereich der Musik gestal-tet sich die Realisierung eines flexiblen Lernprogramms noch deutlich schwieriger, denn zur Vermittlung musikalischen Wissens wird in aller Regel eine Möglichkeit zur Notendarstellung benötigt. Die naheliegende Lösung dieses Problems, auf vor-gefertigte Notengraphiken zurückzugreifen, die mit Hilfe eines Scanners oder No-tensatzprogramms zuvor hergestellt wurden, stößt schnell an ihre Grenzen. So muß bei Anwendung dieser datenbankorientierten Technik für jedes Notenbeispiel eine separate Graphik bereitgestellt werden. Musikalische Transformationen wie etwa Transpositionen oder Umkehrungen eines Ausgangsbeispiels sind mit dieser Me-thode nicht zu leisten. Wenn das Lernprogramm nicht nur eine fest vorgegebene oder gar durch Zufallsgeneratoren gesteuerte Aufgabensequenz abspulen, sondern die Eingaben des Anwenders auswerten und auf seine Schwachpunkte bezüglich der zu vermittelnden Thematik gezielt eingehen soll, müssen dynamischere Methoden zum Einsatz kommen. Mit anderen Worten gesagt, wird eine Möglichkeit zur No- 2 Vgl. z.B. Legewie und Ehlers (1994), S. 270. 3 Vgl. Wahl et al. (1984), S. 15–21.