1.2 Überblick über die historische Entwicklung des Notendrucks 23 Mechanische Geräte erwiesen sich also somit immer wieder als äußerst starr und unflexibel. Erfinder von wirklich annehmbaren Alternativen zum klassischen Stich verzichteten deshalb auf Automatisierung und verließen sich auf die Fähigkeiten der Notensetzer. Solche Alternativen waren etwa die Stempelauthographie und das Notaset. Ersteres entspricht im wesentlichem dem Notenstich, nur werden hier die Symbole mit Stempeln auf Papier oder transparente Folie gebracht. Freie Linien, Balken und Bögen zeichnet der Notengraphiker, dessen Arbeit bei diesem Verfahren der eines Technischen Zeichners ähnelt, mit einem feinen Tuschefüller. Beim Nota-set entfällt das Stempeln, denn die fixen Zeichen befinden sich vorgefertigt auf einer transparenten Folie, von der sie mit einem stumpfen Spatel auf die Druckvorlage gerieben werden. Das Prinzip entspricht dem der bekannten »Rubbelbilder« oder »Rubbelbuchstaben«. »Ein rascheres Arbeiten als z.B. bei der Stempelauthogra-phie ist jedoch auch mit dieser Methode nicht möglich, weil das genaue Anlegen und sorgfältige Aufreiben der Zeichen zumindest genausoviel Zeit benötigt wie das Einschlagen oder Abdrucken eines Stempels.«30 Mit Anbruch des Computerzeitalters entdeckten schließlich auch Musikverlage die neuen Rechenmaschinen für sich. Zunächst noch als raumfüllende Schränke er-möglichten sie die Gestaltung der Notenseiten am Bildschirm. Nach wie vor waren aber die Kenntnisse der Notensetzer erforderlich, denn die langsamen Rechner wa-ren nicht in der Lage, ihre Arbeit vollständig zu ersetzen. Das gilt selbst noch für teure Notensatzprogramme, die man heute für den heimischen PC erwerben kann. Ohne manuelle Nachbearbeitung sind die produzierten Resultate nahezu unbrauch-bar. Qualitativ orientieren sie sich allerdings alle am klassischen Notenstich, wobei das Produkt dank moderner Laserdrucker auch verhältnismäßig einfach zu Papier gebracht werden kann. Trotzalledem erkennt das geschulte Auge mühelos, ob ei-ne Partitur am Computer oder auf einer Druckplatte entworfen wurde. Darüber hinaus fehlt es besonders vielen kleinen Verlagen an detaillierten Kenntnissen über die Notenschrift, ohne die ein Computer, wie erwähnt, nur mäßige Resultate lie-fert. Von einer vollständigen Automatisierung, die alle Sonderfälle berücksichtigt, sind wir noch weit entfernt. Welche Umstände dafür verantwortlich sind, soll unter anderem im folgenden Abschnitt näher beschrieben werden. 30 Chlapik (1987), S. 23.