1.3 Der computergestützte Notensatz 29 wurde. Da die Synkopenbehandlung selbst heute noch in Werken über korrekte No-tenschrift nur sehr unpräzise, anhand weniger Beispiele erläutert wird, verwundert ein fehlendes Interesse an dessen Automatisierung nicht sonderlich. Erst die merk-würdigen, automatisch abgeleiteten Rhythmusnotationen vieler Sequenzer scheinen einen gewissen Forschungsbedarf in dieser Richtung angeregt zu haben. Einem Informatikerteam der Ohio State University unter der Leitung von John S. Gourlay ist es zu verdanken, daß seit 1988 rund zehn technische Berichte zur computergestützten Notengenerierung mit detaillierten Informationen zu zentra-len Themen einschließlich dargestellter Algorithmen vorliegen. Zwar scheint aus dem MusiCopy-Projekt kein allgemein zugängliches Programm hervorgegangen zu sein, doch stellen die in den Berichten dargelegten Erkenntnisse eine von nahe-zu allen Forschungs- und Programmierarbeiten der Folgejahre berücksichtigte und diskutierte Grundlage dar. Zugegebenermaßen weichen einige Ansätze und daraus resultierende Ergebnisse, wie die Regeln zur Wertpunktplazierung und Berechnung der Notenabstände, etwas von den üblichen Gepflogenheiten des Notensatzes ab, die grundlegenden Algorithmisierungsideen sowie die zuvor erfolgte Abstraktion diverser Stichregeln leistet einen wertvollen Beitrag für den computer-basierten Notensatz. Ein Jahr nach Beendigung des MusiCopy-Projekts veröffentlichte John Grøver, ein Informatiker der Universität Oslo, 1989 eine Trilogie technischer Berichte mit dem Titel A Computer-Oriented Description of Music Notation. Er setzt sich darin zum einen mit der Gestaltung der musikalischen Zeichen sowie zum anderen mit der Anordnung von Akkorden, Versetzungszeichen und Wertpunkten zweistimmi-ger Notensysteme auseinander und leitet entsprechende fallunterscheidende Regeln ab. Schon beim ersten Sichten der rund 300 Seiten stellt sich die Komplexität der Kollisionsvermeidungen heraus. So aufschlußreich die detaillierte Betrachtung der unterschiedlichen Konstellationen auch sein mag, für eine Implementation scheint das Regelwerk aufgrund der unüberschaubaren Fülle diverser Regeln samt Ausnah-men eher ungeeignet, zumal sie mit Hinzufügen weiterer Stimmen größtenteils ihre Gültigkeit verlieren. Diese Erkenntnis bestätigt noch einmal deutlich die Unmög-lichkeit, beliebige Partituren ohne Hinzufügen formatierungsspezifischer Angaben aufgrund regelbasierter Algorithmen erzeugen zu können. Gezielte Einschränkun-gen und der Verzicht auf verschiedene Notationsaspekte führen jedoch zumindest bei einer Teilmenge aller Konstellationsmöglichkeiten zu respektablen Ergebnissen. Aufsätze und Berichte jüngerer Zeit befassen sich überwiegend mit Erkenntnis-sen aus Arbeiten an interaktiven Noteneditoren. Das bekannteste Projekt dieser Art ist der Noteneditor Lime von Dorothea Blostein und Lippold Haken, der sich seit 1974 in kontinuierlicher Entwicklung befindet. Wie die meisten anderen Noten-satzprogramme auch, wird Lime kommerziell vertrieben. Ein Unterschied besteht jedoch darin, daß die beiden Wissenschaftler einige ihrer Ergebnisse auf Konferen-zen und in Zeitschriften veröffentlicht haben. Sie gestatten somit einen kleinen, wenn auch nicht sehr detaillierten, Einblick in ausgewählte Konzepte und Funkti-onsweisen ihrer Anwendung.