1.3 Der computergestützte Notensatz 31 (cmn (slur-thickness .05) (staff treble (key e-minor)(meter 2 4) (b3 q begin-slur) b3 e ds4 e bar e4 q e4 e ds4 e bar f4 q f4 e g4 e bar (e4 h end-slur) bar)) Abbildung 1.6: Beispiel für ein CMN-Programm und das daraus produzierte Notenbild. Partituren aus den bereits beschriebenen Gründen nach wie vor notensetzerisches Know-how erforderlich ist. Nicht ohne Grund stellen diese Anwendungen umfang-reiche Funktionen zur manuellen Nachbearbeitung bereit, denn die automatisch formatierten Notengraphiken entsprechen in den seltensten Fällen den Anforde-rungen an ein harmonisches Notenbild. So umfangreich die Funktionenvielfalt dieser Programme auch ist, so wenig hilfreich erweisen sie sich, aufgrund der unter Verschluß gehaltenen Konzepte und Algorithmen, bei der Entwicklung neuer Systeme. Durch Ausprobieren und Begut-achtung der aus verschiedenen Eingaben produzierten Resultate läßt sich allerdings ein beschränkter Blick auf die zugrundegelegten Prinzipien werfen und in Verbin-dung mit den bekannten Stichregeln gewisse Gesetzmäßigkeiten ableiten. Einfacher gestaltet sich dies bei den frei zugänglichen Anwendungen, denn sie werden in aller Regel zusammen mit den Quelltexten verbreitet, wie beispielsweise das Notations-programm CMN. CMN – die Abkürzung steht für Common Music Notation – ist ein Bestandteil des 1989 am Center for Computer Research in Music and Acoustics (CCRMA) der Standford University initiierten Common Music-Projekts. Letzte-res stellt eine Reihe portabler Programme auf Basis der listenorientierten Pro-grammiersprache Common LISP und ihrer objektorientierten Erweiterung CLOS zur Komposition von Musik bereit.41 Eine eigenständige Benutzeroberfläche zur Noteneingabe und -bearbeitung sucht der Anwender dabei allerdings vergeblich, denn die CM-Programme sind weniger in sich geschlossene Anwendungen, als viel-mehr umfangreiche Klassenbibliotheken, auf die zur Realisierung der komposito-rischen Vorhaben zurückgegriffen werden kann. So muß der Anwender im Falle des von Bill Schottstaedt entwickelten Notationssystems CMN letztlich ein LISP-Programm schreiben und dieses anschließend von einem entsprechenden Interpreter ausführen lassen, der wiederum das notengraphische Äquivalent in Form einer EPS-Datei erzeugt. Abbildung 1.6 zeigt anhand eines einfachen Beispiels das Format der Ein- und Ausgabe. Abgesehen von der gewöhnungsbedürftigen Noteneingabe erzeugt CMN ansprechende Notengraphiken, deren Aussehen aufgrund des gerin-gen Automationsgrades allerdings in großen Teilen manuell optimiert werden muß. Wie der Abbildung zu entnehmen ist, ist das Programm in der Lage, automatisch 41 Common Lisp-Interpreter und die Klassenbibliothek CLOS stehen für nahezu jedes Be-triebssystem zur Verfügung, z.B. in Form des frei erhältlichen Pakets CLISP (http:// clisp.cons.org/˜haible/clisp.html).