32 Notenschrift und Notendruck Balkengruppen zu bilden. Ihre Größe orientiert sich dabei – wenn keine anders lautenden Angaben in das CMN-Programm eingebaut wurden – am Nenner der vorgezeichneten Taktart. In einem n 4 -Takt umfaßt eine Balkengruppe also maximal die Dauer einer Viertelnote. Die allgemein übliche Gruppierung vier aufeinander-folgender 4 -Taktes muß demzufolge manuell forciert werden. So Achtelnoten eines 4 leistungsfähig CMN auch ist, so wenig orientiert es sich selbständig an den Gepflo-genheiten des Notenstichs. Beispielsweise erhalten sämtliche Noten eines Taktes, ungeachtet ihrer Notenwerte, denselben Abstand zur Folgenote (vgl. Abb. 1.6). Ein Notensetzer hingegen vergrößert die Abstände mit zunehmenden Notenwerten.42 Ähnliche Abweichungen von der Konvention finden sich auch bei der Positionie-rung mehrerer Versetzungszeichen vor einem Akkord und der Anordnung mehrerer Stimmen in einem Notensystem, wobei sich letztere nur mühsam realisieren läßt. All dies mag zunächst nicht sonderlich bedeutend erscheinen, zumal die Seman-tik der Notengraphik durch eine andere Symbolpositionierung nicht beeinträchtigt wird, genau diese »Kleinigkeiten« sorgen aber letztlich für ein professionell oder amateurhaft wirkendes Notenbild. Obwohl die Automatisierung eingeschränkt ist, können nahezu sämtliche Parameter manuell beeinflußt werden, um das gewünsch-te graphische Resultat zu erhalten. Dies setzt allerdings wieder Wissen in diesem Bereich und Geduld bei der Entwicklung des CMN-Programms voraus. Auch wenn Open Source-Programme wie CMN nicht an den Funktionsumfang der kommerziellen Systeme heranreichen, so bieten die einsehbaren Quelltexte den-noch eine Grundlage für weitere Entwicklungen und Verbesserungsmöglichkeiten, besonders wenn verschiedene Programme dieser Kategorie unter die Lupe genom-men und miteinander verglichen werden. Eine wertvolle Hilfe stellt dabei der No-tensatz mit TEX dar, denn die damit entwickelten Makros liegen in lesbarer Form vor und sind in aller Regel gut dokumentiert. Gleichzeitig gehört das Satzsystem zu den frei, einschließlich Quelltext erhältlichen Programmen, so daß darauf zurück-greifende Anwendungen, die z.B. TEX-Quellen erzeugen, ebenfalls samt Quelltext erhältlich sind. 1.3.4 Notensatz mit TEX Immer wenn Text beliebiger Länge in hochwertiger Qualität, unter Einbeziehung komplexer Tabellen, Formeln und Graphiken, zu Papier gebracht werden soll, dürf-te die erste Wahl auf das schon erwähnte Textsatzsystem TEX bzw. das darauf aufsetzende Makropaket LATEX von Leslie Lamport fallen. Die Zeiten, da es fast ausschließlich von Naturwissenschaftlern genutzt wurde, gehören längst der Vergan-genheit an. Diverse Zusatzpakete erweitern die Funktionalität nahezu unbeschränkt und lassen das Programm auch für andere Wissenschaftsbereiche interessant wer-den. So liegt deshalb die Idee nahe, TEX auch um die Fähigkeit des Notensatzes zu erweitern. Den ersten Versuch in diese Richtung unternahmen 1987 Andrea Stein-bach und Angelika Schofer im Rahmen ihrer Magisterarbeit an der Universität Bonn. Das daraus hervorgegangene, heute nicht mehr weiterentwickelte Makropa-ket MuTEX43 stellt TEX-Makros und Zeichensätze zur Beschreibung einstimmiger Melodien bereit. Obwohl diese Erweiterung bereits verschiedene komplexe Nota- 42 Vgl. auch Abschnitt 5.3 dieser Arbeit.