42 Grundlagen automatischer Notengenerierung des Notenkopfes. Teilen sich nun mehrere Stimmen ein Notensystem, ist es in vie-len Fällen unmöglich, den Symbolen ihre Standardposition zuzuweisen, da sie sich gegenseitig überlappen würden: oeoe oeoe ##oe˙ oe −→ oeoe oeoe ##˙oe oe Zur Vermeidung dieser Kollisionen werden einige der betroffenen Zeichen horizontal verschoben.Welche Zeichen davon jedoch betroffen sind und wie weit sie in welcher Richtung von ihrer normalen Position fortbewegt werden müssen, ist in vielen Fäl-len nur schwer zu beantworten, da mehrere Stichregeln miteinander konkurrieren und menschliche Notensetzer diese abhängig von der Zeichenkonstellation unter Be-rücksichtigung lesetechnischer und ästhetischer Aspekte unterschiedlich anwenden. Ein Notenmodul kann dies sicher nicht simulieren, doch können anhand der Stich-regeln einige Algorithmen abgeleitet werden, deren Resultate vielleicht nicht den ästhetischen Ansprüchen der Notensetzer genügen, dennoch aber für viele Beispiele syntaktisch korrekte Notenbilder hervorbringen. Zu einem korrekten Notenbild gehört natürlich auch die Beachtung der im No-tensatz üblichen Differenzierung der Notenabstände, welche neben der Notenform eine zusätzliche optische Hervorhebung der verschiedenen Notenwerte bewirkt. Be-kanntermaßen erhält eine Halbe Note einen größeren Abstand zur Folgenote als eine Viertelnote. Dieses Prinzip, das sich bei einstimmigen Melodielinien leicht realisieren läßt, gilt auch für polyphone Sätze, bei denen die Notenabstände nicht mehr aus Einzelnoten bestimmt werden können, sondern sich aus den musikalischen Dauern der systemübergreifenden »globalen Akkordgruppen« ergeben.3 Eng damit im Zusammenhang steht die Frage, in welcher Form aus vielen Takten bestehende Notenbeispiele dargestellt werden sollen. Die einfachste Möglichkeit, lediglich eine lange Akkolade auszugeben, wird den Betrachter wahrscheinlich nicht befriedigen, da sie in vielen Fällen länger als die Breite des Ausgabefensters ausfällt und Noten somit an dessen Rand abgeschnitten werden. Eine Verkleinerung der Notenabstän-de oder der Notengröße beseitigt dieses Problem nur marginal, zumal kleine, eng gesetzte Partituren nicht gerade die Lesbarkeit und folglich nur bedingt die Mo-tivation zur Beschäftigung mit der musikalischen Schrift fördern. In Anlehnung an gedruckte Noten liegt demzufolge die Realisierung eines Zeilenumbruchs nahe, bei dem eine einzelne, zu lange Akkolade in mehrere, gleichlange Notenzeilen zer-legt wird. Im Gegensatz zum Blocksatz des Buchdrucks, muß die letzte Zeile einer Partitur dabei die gleiche Länge erhalten, wie ihre Vorgänger, so daß ein naiver Algorithmus, der erst dann eine neue Zeile beginnt, wenn die Breite der aktuellen Akkolade einen bestimmten Grenzwert überschreitet, nicht in Frage kommt. Die allgemeinen Gepflogenheiten des Notenstichs verlangen also die Implementation ei-nes intelligenteren Verfahrens, welches die Umbruchstellen so geschickt wählt, daß sämtliche Akkoladen möglichst gleichmäßig gefüllt werden, ohne unnötige Noten-bildverzerrungen hinnehmen zu müssen. Ein weiterer Aspekt im Hinblick auf die Bestimmung latenter Parameter betrifft weniger den graphischen, sondern mehr den musikalischen Bereich der Notenschrift. 3 Vgl. Abschnitt 5.3.