2.1 Anforderungen an ein bildschirmorientiertes Notenmodul 43 Angenommen, ein Lernprogramm gestattet seinem Anwender eine Rhythmuseinga-be via MIDI-Keyboard oder Computertastatur und der eingespielte Rhythmus soll anschließend oder im weiteren Verlauf der Übung in Form von Noten auf dem Bild-schirm ausgegeben werden. Abgesehen vom Problem der korrekten Quantisierung, also dem Ableiten von Notenwerten aus der eingespielten Impulsfolge, besteht die Schwierigkeit, die Notenwerte gemäß der vorgegebenen Taktart richtig niederzu-schreiben. Dies betrifft in besonderem Maße die Notation von Synkopen. Gerade unter Berücksichtigung des pädagogischen Aspekts ist eine metrumbezogene No-tation nicht zu unterschätzen, da die Schüler neben den akustischen Erfahrungen aus Gehörbildungsübungen auch über die visuelle Gestaltung des Notenbildes ein Verständnis von Takt und Metrum gewinnen können. Aus diesem Grund sollte über die Einbeziehung eines Algorithmus nachgedacht werden, der aus einer Fol-ge von Notenwerten sowie einer vorgegebenen Taktart die zugehörige metrische Schwerpunktverteilung berechnet und eventuell vorhandene Synkopen gemäß no-tationstechnischer Konventionen in mehrere übergebundene Noten zerlegt: oe. oe. oe −→ oe. oej oe oe 44 44 Nicht nur die taktart-gerechte Synkopendarstellung fördert das Verständnis für die metrischen Zusammenhänge zwischen Musik und ihrer Notation, sondern auch eine entsprechende Balkensetzung. Welche Noten zu einer Balkengruppe zusam-mengefaßt werden, hängt im Normalfall nicht vom Geschmack des Notensetzers 8-Takt werden in aller ab, sondern unterliegt ebenfalls dem aktuellen Metrum: Im 6 Regel zwei Gruppen zu jeweils drei Achtelnoten gebildet, beim rechnerisch iden-tischen 3 4 -Takt hingegen drei Gruppen zu je zwei Achtelnoten. Welche genauen Gesetzmäßigkeiten sich hinter dieser Konvention verbergen und wie sie formalisiert und in das Notenmodul integriert werden können, muß als weitere Anforderung durch entsprechende Untersuchungen herausgearbeitet werden. 2.1.2 Bildschirm- und interaktionsspezifische Anforderungen Alle bisher beschriebenen Anforderungen beziehen sich auf die Notengenerierung selbst und können Bestandteil jedes Notensatzprogramms sein. Ein bildschirmori-entiertes Modul kann und muß jedoch nicht sämtlichen, gedruckten Notenblättern gesetzten Maßstäben gerecht werden, da dies zum einen aufgrund der geringen Auflösung heutiger Monitore und zum anderen wegen der fehlenden, ausschließlich durch menschliche Nachbearbeitung realisierbaren Graphikparameter nicht möglich ist. Im Gegensatz zu gedruckten Partituren bietet die Bildschirmdarstellung aller-dings zusätzliche Möglichkeiten, die nicht zuletzt methodisch-didaktischen sowie interaktiven Konzepten zugute kommt. Eine der naheliegensten, nur in wenigen ge-druckten Werken angewandten Erweiterungen stellt der Gebrauch von Farben dar. Diese können beispielsweise zur Kennzeichnung und Verdeutlichung verschiedener musikalischer Strukturen, wie Fugenthemen, Kontrapunkte oder bestimmte Motive eingesetzt werden. Ein weiteres, von einigen Lernpsychologen eingesetztes Anwen-dungsgebiet bildet die zum Erlernen der Notenschrift farbliche Hervorhebung und