44 Grundlagen automatischer Notengenerierung Codierung bestimmter Notenparameter. Verschiedene Untersuchungen haben ge-zeigt, daß Informationen, die gleichzeitig auf verschiedene Arten wahrgenommen werden können, im Gegensatz zu einfachen Stimulationen mehr Neuronen anregen und dadurch den Lernprozeß sowie das Erinnerungsvermögen steigern.4 Dennoch sollte diese Möglichkeit nicht unreflektiert angewandt werden, da sie ungewünsch-te Effekte hervorrufen kann. So untersuchte George Rogers Anfang der neunziger Jahre die Auswirkungen von gemäß ihrer Tonhöhe unterschiedlich gefärbten No-ten und der daraus resultierenden Blattspielgüte bei Kindern im Grundschulalter. Global gesehen, zeigte die Notenfärbung keinen signifikanten Effekt. Beim anschlie-ßenden Lesen einfarbiger Noten schnitten einige Kinder jedoch deutlich schlechter ab als ihre Altersgenossen, die nur mit einfarbigen Noten unterrichtet wurden.5 Als didaktische Konsequenz folgt daraus sinnvollerweise der Verzicht auf eine un-veränderte Farbcodierung. Von Tag zu Tag wechselnde Farbschemata haben sich hingegen als durchaus hilfreich erwiesen, führen allerdings nicht notwendigerweise zu entsprechenden Erfolgen beim späterenWechsel auf einfarbige Partituren, wie ei-ne Folgeuntersuchung von Rogers belegt.6 Hierbei halfen verschiedene Farben zwar die Lesegeschwindigkeit verschiedener Rhythmen zu erhöhen, ein diesbezüglicher Transfer auf monochrome Notenbilder gelang jedoch nicht. Der Einsatz unterschiedlicher Farben zur gezielten Verdeutlichung musikalischer bestimmter Zusammenhänge ist unter Berücksichtigung einiger Voraussetzungen sicher sinnvoll. Dennoch gibt es Anwendungsbereiche, bei denen eine differenzier-te Farbgebung nicht ausreicht. Um das Augenmerk des Anwenders z.B. innerhalb einer Erklärungssequenz auf einen bestimmten Partiturteil zu richten, bedarf es »blickfangenderer« Effekte, wie Blinken oder stetiges Umfärben der entsprechenden Elemente. Da diese Anzeigevarianten dynamischer Natur sind, und nicht ständig, sondern nur in bestimmten Zeitintervallen aktiv sein sollen, scheint eine Integrati-on zusätzlicher Effektkommandos in den Eingabecode nicht sinnvoll. Während die Farbe einer Note als eine ihrer grundlegenden Eigenschaften betrachtet und somit im Code beschrieben werden kann, wirken Blink- oder Animationseffekte lediglich temporär auf das angezeigte Notenbild und sind deshalb besser über spezielle Funk-tionsaufrufe, statt durch Manipulationen am Eingabeskript zu realisieren, zumal letzteres bei jeder Änderung zuungunsten der Geschwindigkeit neu interpretiert werden muß. Eine vergleichbare Situation liegt bei der Gestaltung diverser Interaktionen zwi-schen Anwender und Notengraphik vor. Zu einem sinnvollen Einsatz von Noten in Lernanwendungen gehört natürlich die Möglichkeit, einzelne Elemente oder sogar Bereiche der angezeigten Graphik mit der Maus anklicken bzw. auswählen zu kön-nen, um dem Autoren einer interaktiven Anwendung etwa eine Schnittstelle zur Realisierung von Multiple-Choice-Aufgaben zur Verfügung zu stellen. Auch hier-bei stellt sich die Frage, ob die auswählbaren Symbole oder Symbolgruppen durch eine spezielle Beschreibung im Eingabecode markiert und das übergeordnete Pro-gramm mittels Botschaftsfunktionen über ein Mausereignis informiert werden soll, oder ob es nicht geschickter wäre, keinerlei Voreinstellungen am Code vornehmen 4 Vgl. z.B. Rogers (1991), S. 64. 5 Vgl. Rogers (1991), S. 69. 6 Vgl. Rogers (1996), S. 15–24.