2.2 Die Codierung der Noten 47 2.2 Die Codierung der Noten Zu den Aufgaben der Pioniere des computergestützten Notensatzes, gehörte die Entwicklung einer geeigneten Möglichkeit, Notengraphiken in computerlesbarer Form zu beschreiben. Wie schon in Abschnitt 1.2 dargestellt, waren die graphi-schen Fähigkeiten der damaligen Terminals beschränkt und eine interaktive No-teneingabe via Maus oder MIDI-Keyboard gehörten zu den Zukunftsphantasien von Musikern und Informatikern. Der klassische Weg zur Realisierung umfangrei-cher Computereingaben war die Verwendung von Skripten, also separaten Dateien, in denen meist eine eigens für das jeweilige Projekt erdachte und auf die Proble-matik zugeschnittene Eingabesprache die vom Computer zu bearbeitende Aufgabe beschrieb. Diese Technik ist keineswegs veraltet, sondern wird nach wie vor, beson-ders im Umfeld des Betriebssystems Unix, das seit einigen Jahren mit der kosten-losen PC-Variante Linux eine enorme Verbreitung erfährt, konsequent eingesetzt. Der Vorteil von Skriptsystemen liegt in der klaren Abkapselung der Eingabedaten vom eigentlichen Programm, so daß jederzeit der volle Zugriff auf vorige, eventuell fehlerhafte oder erweiterungsbedürftige Daten gegeben ist, ohne die Eingabe über das eigentliche, die Daten verarbeitende Programm vornehmen zu müssen. Darüber hinaus sind diese Datenformate im Gegensatz zu denen vieler graphischer Editoren sowohl vom Benutzer als auch vom Computer lesbar. Dies garantiert eine gewisse Transparenz bezüglich der abgelegten Informationen und gestattet dem Anwen-der durch gezielte Änderungen im Skript, vorhersagbare Änderungen in der vom Skriptsystem generierten Ausgabe vorzunehmen. Während viele skript-basierte Programme heute auch in einer graphisch-inter-aktiven Variante zur Verfügung stehen, kann in einigen Anwendungsbereichen nicht auf die ältere Technik verzichtet werden. Immer dann, wenn Eingabedaten sowohl vom Menschen als auch vom Computer erzeugt und bearbeitet werden müssen, bietet der Weg über ein Skript den direktesten Weg zur Realisierung. Im Fall eines Notengenerators, der zur Erzeugung variabler Notenbilder in andere Anwendungen integriert werden soll, scheint die Notenbeschreibung in Form einer Skriptsprache die sinnvollste Lösung. 2.2.1 Anforderungen an einen Notencode Auch wenn die Bezeichnung »Code« zunächst Assoziationen zur Kryptographie hervorrufen mag, sollte eine Sprache zur Beschreibung von Noten, welche manuell erstellt wird und zur direkten Kommunikation mit dem Computer dient, sicher alles andere als schwer leserlich oder gar unentschlüsselbar sein. Die Noteninformatio-nen müssen im Gegenteil möglichst intuitiv und ohne unnötige Verschleierungen aus dem Code hervorgehen, denn nur auf diese Weise können auch untrainierte Nutzer einen Code-Ausschnitt mit dem zugehörigen Bereich der Notengraphik identifizie-ren und dort eventuell vorhandene Fehler ausbessern oder Erweiterungen einfügen. Gleichzeitig muß sich die Eingabe jedoch an einer vorgegebenen Grammatik ori-entieren um jedem Zeichen oder jeder Zeichensequenz eine eindeutige Semantik zuordnen zu können. Die im Musikeralltag übliche Vermischung der Begriffe Vor-zeichen und Versetzungszeichen hätte bei einer entsprechend großzügigen Übertra-gung in die Code-Grammatik verheerende Folgen. Der Computer ist nicht in der