2.2 Die Codierung der Noten 49 lytische und der phonologische Kontext.9 Mit dem graphischen Kontext kommen beim Herstellen von Partituren in erster Linie die Notensetzer in Berührung. Hier spielen Parameter wie Balkensteigung, Halslänge, Bogenform, Notenabstände sowie die optimale Position von Dynamikangaben eine Rolle, also Angaben, die keinerlei Auswirkungen auf die notengraphische Semantik ausüben, sondern lediglich aus ästhetischen und lesetechnischen Gründen eine Rolle spielen. Der analytische Kon-text umfaßt die musikalischen Strukturen. Dazu gehören Notennamen, Notenwerte sowie Akkord- und Stimmgefüge. Die eigentliche, hörbare Musik samt ihrer inter-pretatorischer Feinheiten wird durch die Parameter der beiden ersten Kontexte nur annähernd beschrieben. Sollen gerade diese Informationen aber auf die algorithmi-sche Verarbeitung Einfluß nehmen, müssen dem Code weitere Angaben hinzuge-fügt werden. Ihre differenzierte Darlegung fällt in die Kategorie des phonologischen Kontextes. Welche der drei Kontexte von einem Code Berücksichtigung finden, hängt maß-geblich von seinem Einsatzgebiet ab. So berührt der zur Steuerung von Tastenin-strumenten entwickelte MIDI-Code ausschließlich den phonologischen Anteil. Die-ser klammert im besonderen enharmonische Differenzierungen und Schlüsselinfor-mationen aus, so daß das Standard-MIDI-Format – wie die Partituransichten vieler Sequenzer belegen – zur Notencodierung denkbar ungeeignet ist. Diverse Erweite-rungsvorschläge, wie NoTAMIDI 10, Expressive MIDI 11, MIDIPlus12 oder ESM13 versuchen diese Beschränkung durch zusätzliche Informationen, die in Form sy-stemexklusiver MIDI-Events in eine reguläre MIDI-Datei eingebettet werden, zu kompensieren. Aufgrund fehlender Standards und entsprechend breiter Software- Unterstützung erreichte bisher jedoch keine Erweiterung des originär steuerungs-orientierten MIDI-Formats im Bereich des Notensatzes eine größere Bedeutung. Für interaktive Notengeneratoren ist jede dieser Varianten wegen des binären For-mats ohnehin weniger interessant. Im Rahmen eines Notengenerators, der zum Erzeugen flexibler Notenbilder genutzt werden soll, treten graphischer und phono-logischer Kontext in den Hintergrund bzw. werden vom Code gar nicht berührt. Wie schon in Abschnitt 2.1 ausgeführt, sorgen graphische Parameter für die Starr-heit des Notenbildes und wirken der Transformierbarkeit entgegen. Zur Herstellung ästhetischer Partituren mag deren Berücksichtigung in entsprechenden Notations-programmen von grundlegender Bedeutung sein, zur Erfüllung der Anforderungen an einen Notengenerator erweisen sie sich jedoch als eher hinderlich. Der klangliche Aspekt spielt bei der Notendarstellung normalerweise eine deutlich untergeordnete Rolle, so daß auf eine diesbezüglich ausdifferenzierte Codierung ebenfalls verzich-tet werden kann. Eine rudimentäre akustische Wiedergabe, die den Anforderungen der meisten Anwendungen genügen dürfte, ist allein aus dem analytischen Kontext heraus aber dennoch jederzeit möglich. Einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Aspekt stellt der bereits für kur-ze Musikausschnitte notwendige Codieraufwand dar. Eine einzelne Note besitzt bereits zahlreiche analytische Parameter, wie Stammton, Oktave, Notenwert und 9 Vgl. auch Selfridge-Field (1997), S. 7. 10 Vgl. Nordli (1997). 11 Vgl. Cooper et al. (1997). 12 Vgl. Hewlett (1997a). 13 Vgl. Sitter (2000), S. 88–160.