2.2 Die Codierung der Noten 53 $ K:3 Q:4 T:4/4 C:2 F#3 4 q d measure 1 F#3 1 s d [ G#3 1 s d = A3 1 s d = B3 1 s d ] C#4 2 e d [ C#3 2 e d ] D3 4 q d D3 4 q d measure 2 C#3 2 e d [ B2 2 e d ] C#3 4 q d F#2 4 q d Abbildung 2.2: Verkürzte MuseData-Codierung der Baßstimme des vorangegangenen Bach-Chorals. Die er-ste Zeile enthält Informationen zu Vorzeichen (K), ma-ximale Teilung der Viertelnote (Q), Taktart (T) und Schlüssel (C). Im Anschluß daran folgen zeilenweise die Noteninformationen, beginnend mit der Tonhöhe. Die Tondauer wird in der Folgespalte als Vielfaches des zu-vor festgelegten Viertelnotenanteils (hier Q:4 = 1 16) no-tiert. Schließlich legen die letzten Parameter zusätzliche Notationsinformationen, wie Notenwert, Halsrichtung und Art der Verbalkung fest. laubt keine direkte Beschreibung mehrerer unabhängiger Stimmen im selben No-tensystem, wie dies in der auf Seite 51 abgebildeten Beschreibung möglich ist. Statt dessen stellt MuseData zwei Kommandos zum virtuellen »Vor- und Zurückspulen« bereit, mit denen der interne Positionszeiger auf eine andere Einsatzzeit bewegt werden kann, um durch »Überdrucken« zum Beispiel Noten einer zweiten Stimme realisieren zu können.19 Die Codes der verschiedenen Notensysteme werden in se-paraten Dateien abgelegt und erst durch die Software zu einer Graphik oder einer MIDI-Datei zusammengefügt. Ein denkbarer Ansatz ganz anderer Art ist der Versuch, die Notengraphik di-rekt durch Zusammensetzen verschiedener Zeichen abzubilden. Dabei ist es auf-grund ihrer Komplexität mangelnder musiklogischer Transformierbarkeit allerdings wenig sinnvoll, »normale« Notengraphiken in Anlehnung an die Kunstwerke der ASCII art 20 als Vorlage heranzuziehen. Ein solcher Code ist zwar denkbar, doch gibt es keinen schlüssigen Grund statt dessen sofort Bitmap- oder Vektorbilder zu verwenden. Statt gedruckter Partituren rückt hier vielmehr eine Musiknotati-on in den Blickpunkt des Interesses, die für den Computer wie geschaffen scheint, mit der ein Musiker allerdings nur in seltenen Fällen in Berührung kommt. Da-bei handelt es sich um die Braille-Musiknotation, also die Notenschrift für blinde Menschen. Wie die Zeichen des Braille-Alphabets – benannt nach seinem Erfin-der Louise Braille (1809–1852) – für Texte, setzt sich auch die Musikvariante aus einer linearen Folge binärer 3 × 2-Matrizen zusammen. Jede Melodielinie erfor-dert also nur eine Dimension, denn die Stammtöne, welche in der konventionellen Notenschrift eine zweite Dimension beanspruchen, werden in Braille-Notation aus-schließlich durch Buchstabenäquivalente codiert. Mit vorangestellten Zusatzzeichen können dem Stammton Oktavbereich und Alterationsangaben zugewiesen werden. Da für die eindeutige Codierung sieben verschiedener Stammtöne zuzüglich eines Pausenzeichens nur vier Binärstellen, also vier Positionen einer Braille-Matrix be- 19 Vgl. Hewlett (1997b), S. 421. 20 Unter diesem Begriff werden Bilder zusammengefaßt, die sich ausschließlich aus gedruckten Buchstaben, Ziffern und anderen Symbolen des ASCII-Zeichensatzes zusammensetzen.