54 Grundlagen automatischer Notengenerierung nötigt werden, bleiben zwei der insgesamt sechs Punkte ungenutzt und dienen zur Kennzeichnung des Notenwertes. Zwei Binärstellen erlauben aber lediglich eine Dif-ferenzierung zwischen vier verschiedenen Notenwerten. Diese Einschränkung wird nun dadurch kompensiert, daß die Bedeutung einer Notenwertcodierung in Ab-hängigkeit vom musikalischen Umfeld der betroffenen Note wechseln kann: Durch Setzen der Punkte 1, 4 und 5 im oberen Matrizenbereich wird beispielsweise die Note c selektiert, die beiden unteren Punkte 3 und 6 kennzeichnen den Notenwert. So ergeben sich die folgenden vier Kombinationen: ... ... ... ... ... ... ... ... 1 8 oder 1 128 1 4 oder 1 64 1 2 oder 1 32 1 1 oder 1 16 In den meisten Fällen geht aus dem rhythmischen Kontext in Verbindung mit Taktart und Metrum eindeutig hervor, ob es sich bei einer bestimmten Note um eine Viertel- oder eine 64tel-Note handelt. Sollte eine Rhythmuscodierung dennoch mehrere Deutungen zulassen, kann ein zusätzlicher Spezifizierer Klarheit darüber verschaffen, ob der kürzere oder längere Notenwert vorliegt. Auf detailliertere Ausführungen zum Aufbau der Braille-Musiknotation soll an dieser Stelle verzichtet werden, zumal ihre Verwendung als Grundlage einer alpha-numerischen Notenrepräsentation rein hypothetischer Natur ist.21 So interessant diese Variante musikalischer Notation auch sein mag, welchen Bezug hat sie nun aber zur alphanumerischen Notencodierung? Zur Beantwortung der Frage sei die Braille-Notation des obigen Choralausschnitts herangezogen, die stimmenweise auf vier Notensysteme verteilt, folgende Gestalt besitzt: ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Aus dem relativ einfachen, systematischen Aufbau der Schriftzeichen und der Par-titurstruktur, lassen sich nun verschiedene Varianten textueller Repräsentationen – quasi ein Code des Braille-Codes – ableiten. Die einfachste Möglichkeit besteht darin, die obige Partitur durch direkte Übertragung in einer Datei abzulegen. Dabei bedarf es lediglich zweier Zeichen, zum Beispiel einem Leerzeichen und einem Stern, um das vorgegebene Muster in mehreren Textzeilen und -spalten nachzubilden. Ei-ne Braille-Matrix und damit eine musikalische Information würde so durch einen rechteckigen Textblock beschrieben – eine, aus Sicht des Computers, nicht gerade vorteilhafte Technik. Eine weitere Methode könnte statt dessen darin bestehen, jede Matrix durch eine zweistellige Oktalzahl zu beschreiben. Dabei würde jede Matri-zenspalte als eine um 90◦ gegen den Uhrzeiger rotierte, dreistellige Dualzahl mit einem Wert zwischen 0 und 7 interpretiert. Auf diese Weise erhält beispielsweise die Sopranstimme die textuelle Repräsentation 43 41 70 17 17 17 47 26 26 02 33 32 56 76 36 33 32 56 76 36. 21 Weitere Informationen zu Syntax und Semantik der Braille-Notenschrift können z.B. in dem Aufsatz von Krolick und O’Modhrain (1997) nachgelesen werden.