60 Grundlagen automatischer Notengenerierung 2.2.4 Code-Erweiterungen zur Interaktionssteuerung Die bisher angesprochenen Aspekte verschiedener Eingabesprachen bezogen sich überwiegend auf die Codierung der musikalischen Informationen einer Partitur. Diese ermöglichen die Generierung eines Notenbildes zur Anzeige auf dem Bild-schirm oder zum Ausdruck auf Papier. Die speziellen Erfordernisse für einen inter-aktiven Umgang mit der Graphik wurden dabei noch nicht berücksichtigt. Aus den Erfahrungen mit verschiedenen graphisch orientierten Notationsprogrammen zeigt sich, daß eine gezielte Einflußnahme auf die sensitivierten Elemente eine nicht zu unterschätzende Rolle im Bezug auf notengraphische Interaktionen spielt. So dürf-te es wenig sinnvoll sein, grundsätzlich sämtliche Symbole der Graphik auf Maus-aktionen reagieren zu lassen, da es auf diese Weise zu Mehrdeutigkeiten hinsichtlich der selektierten Objekte kommen kann. Aufgrund der sich häufig überlagernden Notenbestandteile, ist es – wie schon in Abschnitt 1.3.1 beschrieben – unmög-lich, die Symbole mit paarweise disjunkten, rechteckigen Umgebungen zu versehen, welche zur eindeutigen Zuordnung zwischen selektierten Bildschirmpositionen und bestimmten Objekten dienen könnten.Womöglich würden allgemeinere, dafür aber aufwendiger zu realisierende, polygonale Umgebungen der technischen Lösung des Problems ein wenig näher kommen, auf musikalischer Ebene bleibt es aber beste-hen. Beispielsweise könnte ein Klick auf eine Akkordnote bei einer Kadenzenübung eine andere Intention besitzen, als innerhalb einer Intervallaufgabe: Im einen Fall bezeichnet die angeklickte Position möglicherweise den gesamten Akkord, im an-deren lediglich eine bestimmte Akkordnote. Viele Notationsprogramme, die eine graphische Bearbeitung via »drag and drop« erlauben, lösen diese Schwierigkeit dadurch, indem den verschiedenen logischen Elementen unterschiedliche Klickpo-sitionen zugewiesen werden. So bezeichnet etwa ein Klick auf den Notenhals den gesamten Akkord, während sich der Mauszeiger zur Auswahl eines einzelnen No-tenkopfes in der Nähe desselbigen befinden muß. Kleine Abweichungen können, besonders bei dicht besetzten Notensystemen, leicht zu ungewollten Selektionen führen. Im Hinblick auf intuitiv zu bedienende Notenschnittstellen dürfte den An-wender ein solches Verhalten berechtigterweise enttäuschen, zumal sich Mausklicks auf die imaginären Hälse von Ganzen Noten als zusätzliche Hürde in der Bedienung herausstellen. Um dem Anwender das glückspielartige Erraten des »richtigen« Klickbereiches zur Auswahl des von ihm intendierten Objekts zu ersparen, ist es nun denkbar, bestimmte Bereiche der Notengraphik durch zusätzliche Angaben im Code zu sen-sitivieren oder interaktionstechnisch auszublenden. Wie schon an anderer Stelle als Erweiterung des Plaine and Easy Codes vorgeschlagen,30 können Metakomman-dos der Form :chords off: und :heads on: eingesetzt werden, die entsprechend den Notenparametern solange auf alle Folgeobjekte wirken, bis sie durch anders lautende Angaben überschrieben werden (vgl. Abb. 2.3). In Abschnitt 2.2.3 wurde herausgestellt, daß eine auf den analytischen Kon-text beschränkte Code-Grammatik die flexibelste Notengenerierung ermöglicht, da sie die Notendarstellung nicht durch fixierende Angaben in eine bestimmte Form zwängt. Gleichzeitig kommt die Verwendung lediglich eines Kontextes der Mani- 30 Vgl. Gieseking (1999).