74 Konzepte und Strukturen eines interaktiven Notenmoduls 3.2 Die Realisation notengraphischer Interaktionen Der große Vorteil des Computers gegenüber konventionellen Medien, wie Bücher, Audio- und Videokassetten, CDs, Dias usw., besteht in ihrer Verschmelzung zu ei-nem multimedialen »Hypermedium«, das – zumindest aus funktionaler Sicht – in der Lage ist, die Eigenschaften der klassischen Medien sukzessiv oder simultan auf einer gemeinsamen Oberfläche zu vereinigen. Dies bedeutet in erster Linie nicht, daß der Anwender einen Text auf dem Bildschirm lesen kann, während der Computer gleichzeitig eine Video- und eine Musikdatei abspielt. Dies kann genauso gut, wenn nicht sogar qualitativ hochwertiger, durch die parallele Nutzung klassischer Medien erreicht werden. Vielmehr besteht der Reiz des integrierenden Mediums Compu-ter aus Sicht der Wissensvermittlung in der Synchronisation von Text, Bild und Klang. Erst wenn die ursprünglich getrennten Präsentationsformen zur Darstellung einer Thematik zusammengeschaltet werden und dadurch wechselseitig verschiede-ne Aspekte eines Sachverhalts beleuchten, kann von einem wirklich neuen Medium gesprochen werden. Multimedia allein stellt jedoch keinen wirklichen Fortschritt dar, wenn der An-wender letztlich keinen Einfluß auf den Einsatz der Teilmedien nehmen kann. Erst die Möglichkeit zur Interaktion gestattet ihm, auf gewisse Weise mit dem Pro-gramm zu kommunizieren. Besteht die Interaktion zwischen einem Leser und sei-nem Lehrbuch lediglich darin, daß nach dem Aufschlagen einer bestimmten Seite vorgefertigte Text- oder Bildinformationen angeboten werden, so gestattet ein ent-sprechend aufwendig gestaltetes virtuelles »Buch« vielfältige adaptive Eingabe-, Abfrage- und Präsentationsmöglichkeiten. Auf Grundlage von Maus- oder Tasta-tureingaben kann das Programm also dahingehend gestaltet werden, daß es für den Anwender einerseits intuitiv zu bedienen ist und andererseits den Bedürfnissen und Kenntnisständen unterschiedlicher Benutzer angepaßt werden kann. Eine Voraussetzung für eine solche Adaptivität einer notendarstellenden Anwen-dung wurde bereits beschrieben: Aufgrund der code-basierten Eingabeschnittstelle des Notengenerators ist die Hauptanwendung in der Lage, auf algorithmischemWe-ge neue Notenbilder zu erzeugen oder durch Codeveränderungen vorhandene No-tenbilder zu variieren. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, setzt die Adaptivität des Notenbildes an die Bedürfnisse der Hauptanwendung, z.B. eines Lernprogramms, also die Interaktion zwischen der Anwendung und dem Notenmodul voraus (vgl. Abb. 3.6). Diese zunächst rein technisch wirkende Kommunikation bildet in dem hier zugrunde gelegten modularen Modell die Grundlage zur Realisierung anwen-dergerechter Notenbeispiele. Die Adaption der Notenbilder an die Bedürfnisse des Anwenders basiert nun auf der Interaktion zwischen Anwender und Lernprogramm. Letzteres muß die Benutzereingaben auswerten und daraus geeignete Schlüsse für den weiteren Programmfortgang ziehen – der wohl schwierigste und aufwendigste Teil eines Lernprogramms. Ebenso wichtig wie eine angemessene Reaktion auf Anwendereingaben ist die durchdachte Gestaltung der Interaktionsschnittstellen selbst. Ein noch so intelli-gentes Programm kann durch eine umständliche Bedienung, besonders im Bereich der Lernsoftware, an Akzeptanz verlieren, da der Anwender von der Konzentration