84 Konzepte und Strukturen eines interaktiven Notenmoduls 3.3 Die Verbindung von Notengraphik und MIDI-Ausgabe 3.3.1 Vorüberlegungen und Grundlagen In den vorangegangenen Kapiteln wurde und im zweiten Teil dieser Arbeit wird überwiegend auf unterschiedliche Aspekte der Notengenerierung und deren Ein-satz als Interaktionsschnittstelle eingegangen. Dabei steht überwiegend die Gra-phik selbst und nicht die durch sie repräsentierte Musik im Vordergrund. Dies ist im Hinblick auf die vorliegende Thematik sicher nicht verwunderlich, doch muß natürlich berücksichtigt werden, daß die meisten Anwendungsprogramme, welche einen Notengenerator benötigen, wahrscheinlich weniger die Noten selbst, als viel-mehr die Musik bzw. deren Theorie in den Mittelpunkt des Interesses stellen. Dank der multimedialen Fähigkeiten heutiger Computer läßt sich die von den klassischen Medien bekannte Trennung zwischen Visuellem und Auditivem zugunsten einer ge-zielt synchronisierten Verknüpfung aufheben: Jeder erklingende Akkord kann durch Umfärben der betroffenen Noten oder durch einen darüber wandernden Zeiger her-vorgehoben werden, um auf diese Weise gerade die zeitlichen Zusammenhänge zwi-schen Musik und Notenschrift zu verdeutlichen. Mit den vorgestellten Mitteln ist es zwar prinzipiell möglich, gezielt semantische Informationen über die aktuelle No-tengraphik sowie deren Elemente abzufragen und auf ihrer Grundlage eine auditive Umsetzung zu realisieren, doch dürfte dies eine undankbare Aufgabe darstellen, zumal dabei erhebliche Timing-Probleme auftreten können. Aus diesem Grund scheint es sinnvoller, einen Wiedergabemechanismus in das Notenmodul zu inte-grieren und entsprechende Funktionen durch die DLL11 bereitzustellen, denn über die internen, vom Anwender des Generators abgeschirmten Strukturen kann eine deutlich effektivere Umsetzung realisiert werden. Solange das Notenbild aktiv vom übergeordneten Anwendungsprogramm kon-trolliert wird, also ein gültiges Graphik-Handle existiert, befindet sich eine mo-dulinterne, computerfreundliche Repräsentation der Notengraphik im Speicher. So wie jeder Musiker in der Lage ist, Notengraphiken mit Hilfe seines Instruments in Musik umzusetzen, so muß auch der Computer generell aus seiner internen Vari-ante Klänge produzieren können, da sämtliche Informationen bezüglich Tonhöhe und -dauer darin enthalten sind. Eine auf Audioausgaben zugeschnittene Umstruk-turierung der graphikbezogenen Daten oder gar ein erneutes Parsen des gesamten Eingabecodes kann somit entfallen und erübrigt die Frage nach einer speziellen Ein-gabeform. Nach wie vor offen bleibt hingegen, wie die Audioausgabe selbst gestaltet werden kann. In Abschnitt 1.1 wurde die physikalische Natur von Tönen beschrieben. Sollen Klänge auf elektronischem Wege generiert werden – und dies ist ja auf den ersten Blick das Ziel einer computergesteuerten Wiedergabe von Noten –, bilden genau diese Gesetze die erforderliche Grundlage. Mit Hilfe von Sample-Daten, die diskre-te Werte periodischer Funktionen darstellen, lassen sich über jede Soundkarte die bekannten Klänge nachbilden. Um so beispielsweise Melodielinien wiedergeben zu können, müssen aus den Noteninformationen in Verbindung mit charakteristischen 11 Vgl. S. 72 dieser Arbeit.