3.3 Die Verbindung von Notengraphik und MIDI-Ausgabe 85 Eigenschaften der gewünschten Klangfarbe solche Sample-Daten erzeugt werden. Doch diese charakteristischen Eigenschaften formal zu beschreiben und algorith-misch umzusetzen ist eine komplexe Aufgabe, deren Umsetzung an der Thematik dieser Arbeit vorbeigeht. Darüber hinaus erweist sich dieses Vorgehen, bei dem die Tongeneratoren der Soundkarte auf einer physikalischen, von der Musik weit entfernten Ebene bedient werden müssen, als äußerst ineffektiv. Glücklicherweise kann auf ein solches Unterfangen getrost verzichtet werden, da von den führenden Herstellern elektronischer Musikinstrumente schon Anfang der achtziger Jahre ei-ne digitale serielle Schnittstelle zur Steuerung ihrer Erzeugnisse ins Leben gerufen wurde. Der unter der Bezeichnung MIDI (Musical Instrument Digital Interface) bekannt gewordene Standard gestattet eine indirekte Tonerzeugung, indem ein ex-ternes Instrument oder auch eine mit FM- oder Wave-Table-Klängen ausgestattete Soundkarte z.B. von einem Computer angesteuert wird. Dazu sendet der Compu-ter aus musikalischer Sicht relativ intuitive Kommandos – auch Events genannt –, wie »drücke auf der Klaviatur die Taste des eingestrichenen f nieder«, an das Instrument. So wie jeder Instrumentalist die Produktion der gewünschten Töne auf bestimmte motorische Aktionen, wie das Drücken einer Taste, zurückführen kann, so definiert der MIDI-Standard eine virtuelle Tastatur, auf welcher der Compu-ter in Form eines Zahlencodes spielt. Für die eigentliche Klangerzeugung, auf die via MIDI normalerweise kein Einfluß genommen werden kann, ist das angesteuer-te Gerät zuständig. Konsequenterweise klingen deshalb auch identisch deklarier-te Instrumentenklänge auf verschiedenen MIDI-Geräten unterschiedlich. An dieser Stelle soll darauf verzichtet werden, Aufbau und Funktion sämtlicher MIDI-Events umfassend wiederzugeben,12 dennoch scheint es sinnvoll, hier exemplarisch anhand der beiden zentralen Events kurz das Prinzip darzustellen. Abbildung 3.11 zeigt den Aufbau der beiden Kommandos note on bzw. no-te off, welche das angesprochene Gerät zum Niederdrücken bzw. Loslassen einer bestimmten Taste der Klaviatur auffordern. Im Falle einiger mechanischer Instru-mente, z.B. einem MIDI-Flügel, bewirken sie neben dem akustischen Resultat tat-sächlich eine »wie von Geisterhand« hervorgerufene mechanische Tastenbewegung. Üblicherweise existieren die Tasten jedoch nur rein virtuell und repräsentieren le-diglich eine Tonstufe einer chromatischen Skala. Beide Kommandos bestehen aus einer Folge von je drei Bytes, wobei sich das erste, das sogenannte Statusbyte von den beiden anderen Datenbytes durch ein gesetztes höchstwertiges Bit unterschei-det. Über das Statusbyte wird dem angesteuerten Gerät nun die Art des von ihm auszuführenden Kommandos mitgeteilt, welches in den drei unteren Bits des hö-herwertigen Nibbles13 codiert ist. Wie Abbildung 3.11 zu entnehmen ist, besitzt das obere Statusbyte-Nibble des Befehls note on stets den Binärwert 1001 – dies entspricht einem Dezimalwert von 9. Der MIDI-Standard definiert sechzehn Kanä-le, die z.B. verschiedenen Geräten zugeordnet werden können, so daß ein Sequenzer gleich mehrere Instrumente ansteuern kann. Welches dieser Instrumente auf einen bestimmten MIDI-Befehl reagieren soll, entscheidet die Kanalnummer, die im unte- 12 Ein kurzer Überblick ist z.B. in Enders (1997), S. 175–188, detailliertere Ausführungen sind z.B. in Lehmann et al. (1994), S. 381–419 zu finden. 13 Ein Byte besteht aus zwei Nibbles zu je vier Bits. Die oberen vier Bits vieler MIDI-Statusbytes codieren den Eventtyp, die unteren den zu verwendenden Kanal.