88 Konzepte und Strukturen eines interaktiven Notenmoduls w w −→ −→ w w w Abbildung 3.12: Die Symbole jeder Stimme werden mit Iteratoren (vertikale Pfeile) durchwandert. Wenn der Zeitstempel eines so erreichten Symbols mit der aktuellen mu-sikalischen Einsatzzeit übereinstimmt, erfolgt die MIDI-Wiedergabe (w) und der Iterator rückt ein Symbol weiter. In diesem Beispiel verharrt der Oberstimmeniterator auf der zweiten Note bis die Einsatzzeit 1 4 erreicht ist. dem vom Zeitstempel des Symbols vorgegebenen Zeitpunkt generiert werden, denn nur so läßt sich eine polyphone Wiedergabe realisieren (Abb. 3.12). Da es sich bei den Zeitstempeln um musikalische Einsatzzeiten handelt, also Zeitenangaben, die relativ zu einem kontinuierlichen Pulsschlag betrachtet werden müssen, benö-tigt der Wiedergabemechanismus einen Taktgeber. Die Taktschläge eines solchen Metronoms beziehen sich bekanntermaßen auf einen bestimmten Notenwert. Mit jedem Impuls wird also die aktuelle Einsatzzeit um den zugrundegelegten Noten-wert erhöht. Zwangsläufig muß das Metronom des PagePlayers ein wenig anders behandelt werden, als das eines menschlichen Musikers. Ein Instrumentalist, der beispielsweise den zeitlichen Abstand zwischen zwei Impulsen als Viertelnote in-terpretiert, kann das derart erzeugte Zeitgitter rein kognitiv verdichten, so daß er in der Lage ist, auch kleinere, nicht von den Impulsen erfaßte Notenwerte zum richtigen Zeitpunkt erklingen zu lassen.14 Der Computer hingegen kann dies nicht leisten. Jeder Zeitstempel eines Symbols muß aus diesem Grund von den sukzessive inkrementierten Einsatzzeiten des Metronoms erfaßt werden, ansonsten unterbleibt die Eventgenerierung für einige Noten der Partitur. In letzterem Fall werden die betroffenen Noten also entweder erst gar nicht durch ein note on-Event zum Klin-gen gebracht oder aber – wenn überhaupt – zum falschen Zeitpunkt abgeschaltet und folglich zu lange, im ungünstigsten Fall endlos lange, Tondauern entstehen. Im Beispiel der Abbildung 3.12 muß der Metronompuls die Einsatzzeiten um min-destens 1 16 erhöhen, um auch den letzten Ton der Oberstimme in das Pulsraster einzubeziehen. Zwangsläufig bedarf es zur Abarbeitung einer Achtelnotenfolge je-weils zweier Impulse. Für Notenbeispiele mit noch kleineren Notenwerten muß das Pulsraster entsprechend verkleinert und die Geschwindigkeit der Pulsfolge in an-gepaßter Weise erhöht werden.15 14 In Abschnitt 4.1 dieser Arbeit wird auf die metrischen Struktur einer Taktart und deren Wahrnehmung ein wenig detaillierter eingegangen werden. 15 Dies ist ein kritischer Aspekt jeder MIDI-Wiedergabe, da ein gleichmäßig pulsierender Takt-geber benötigt wird, der keinen gröberen Temposchwankungen unterworfen ist. Aus die-sem Grund kommen die diesbezüglich zu toleranten Standard-Timer des Betriebssystems bei hohen Pulsfrequenzen normalerweise nicht infrage. Statt dessen sollten stabile MIDI- bzw. Multimedia-Timer zur Verfügung gestellt werden.