96 Die Realisation taktart-konformer Rhythmusnotationen musikalische Einsatzzeit Level Abbildung 4.3: Neben dem bewußt wahrgenommenen Taktschlag existieren weitere Le-vel musikalischer Pulsfolgen, deren Schläge in regelmäßigen Abständen zusammenfallen. nalen Akzente, welche z.B. durch gezielte Dynamikänderungen erzeugt werden, von den metrischen Akzenten ab.8 Ausschließlich die letzteren sind im Zusammenhang mit computergenerierter Musiknotation interessant, da sie, wie in den folgenden Abschnitten dieses Kapitels gezeigt werden wird, dazu beitragen können, verschie-dene Aspekte der Rhythmusnotation zu automatisieren. Zunächst ist es theoretisch denkbar, daß die musikalischen Zeitdifferenzen der Impulse zweier benachbarter metrischen Level in beliebiger Relation zueinander stehen können, doch zwingt ihnen unsere Wahrnehmung ein primzahliges Ver-hältnis auf,9 wobei zusätzlich Zweier- und Dreiergruppierungen bevorzugt wer-den (vgl. auch Abb. 4.3). Natürlich sind auch größere, z.B. Fünfergruppen möglich, doch »fünf Schläge dauern [...] erheblich länger als die altbekannten Zweier- und Dreier-Gruppen und verursachen deshalb manchem Zuhörer Probleme. [...] Die meisten westlichen Zuhörer haben mit erweiterten Metren derartige Schwierigkei-ten, daß Musikwissenschaftler diese sogar als nicht verstehbar deklariert haben.«10 Ein Grund dafür liegt sicher in der beschränkten Kapazität unseres Kurzzeitge-dächtnisses. Diverse Psychologen haben herausgefunden, daß es durchschnittlich nur sieben gleichartige Informationen – wie Zahlen, Buchstaben oder auch Töne – zahlenmäßig erfassen kann.11 Liegt die Anzahl darüber, so ist die spontane, exak-te Erfassung der eventuell darin verborgenen Bedeutung nahezu ausgeschlossen. In solchen Fällen können lediglich auf Vermutungen beruhende, annähernde Aussagen getroffen werden. Nun ist mit fünf Pulsschlägen die Obergrenze von sieben noch nicht erreicht, doch zeigen Millers Untersuchungen12, daß untrainierten Personen bereits diese Informationsmenge Schwierigkeiten bereitet und bei einigen Menschen damit sogar schon die Obergrenze des gleichzeitig Erfaßbaren erreicht ist. Um diese natürliche Beschränkung besser ausreizen zu können, arbeitet unsereWahrnehmung mit einem Trick, den Psychologen nachMiller Chunking nennen. Dabei wird versucht, mehrere Einzelinformationen zu Gruppen, den sogenannten Chunks, zusammenzufassen und diese als jeweils eine Informationseinheit aufzufassen. Während es fast unmöglich ist, die Buchstabenfolge D B U K W A R D U S A B A S F 8 Vgl. Lerdahl und Jackendoff (1983), S. 17–18. 9 Vgl. Jourdain (1998), S. 166. 10 Jourdain (1998), S. 166–167. 11 Vgl. Miller (1956), S. 82 und Zimbardo (1992), S. 276. 12 Vgl. ebd.