102 Die Realisation taktart-konformer Rhythmusnotationen Die geforderte rhythmische Zerlegung der Notenwerte und die Balkensetzung 8 -Takts ähnelt also kaum der No-tationspraxis zur Hervorhebung der metrischen Struktur des 6 des binären Zweiertaktes. Vielmehr besteht ein notationstechnischer Zusammenhang zwischen Sechsachtel- und Viervierteltakt, denn auch bei letzterem werden nicht alle acht Achtelnoten des Taktes durch einen gemeinsamen Balken ver-bunden, sondern, wie beim Sechsachteltakt, zwei Gruppen gleicher Größe gebildet. Auch für bestimmte synkopische Einzelnoten ist das Überschreiten der Taktmitte tabu: oe. oej oe oe statt oe. oe. oe 4132 412 44 44 Das Phänomen, daß ternäre Taktarten notationsmäßig so behandelt werden wie die nächst gelegene binäre Taktart, wird durch die Ausführungen verschiedener Musiknotationsexperten indirekt bestätigt, als generalisierende Regel jedoch nicht explizit formuliert. Wie muß nun also das Verfahren zur Gewichtsfindung abgeändert werden, um eine adäquatere Gewichtsverteilung für ternäre Taktarten zu erhalten? Offensicht-lich fällt die Gewichtsdifferenz zwischen betonter und unbetonter Einsatzzeit bei ternären Taktarten größer aus als die taktschlagmäßig gleichlange binäre Taktart. Eine größere Differenz zwischen benachbarten Gewichten bedeutet notationstech-nisch eine größere Barriere zwischen den Einsatzzeiten, so daß dort etwa Balken-gruppen oder Noten zerlegt werden. Der Trick zum Angleichen der metrischen Gewichte besteht nun in der doppelten Gewichtung des ternären Levels: Werden beim Übergang von einem Level zum nächsten allein aufgrund der Taktart drei Pulsschläge gruppiert und umfaßt dieser nicht den gesamten Takt, dann zählt ein Impuls doppelt:21 86 oe oe oe oe oe oe 1162 •• • oe oe oe oe oe oe oe oe oe oe oe oe •• • •• • •• • •• • •• ••••••••••••••••• Zahlenmäßig ausgedrückt, resultiert für die metrischen Gewichte des linken Bei-spiels also die Folge 4,1,1,3,1,1. Durch dieses Vorgehen wird die Gewichtsdifferenz zwischen den Einsatzzeiten so angepaßt, daß ein einziger Algorithmus zur Berech-nung von Balkengruppen sowie Synkopennotationen für alle Taktarten ausreicht und eine permanente Fallunterscheidung zwischen binären und ternären Metren vermieden werden kann. Eine ähnliche Angleichung wird auch in Byrds Berechnun-gen zur rhythmic strength, einem Äquivalent zu den hier vorgestellten Gewichten, vorgenommen.22 21 Der Zusatz »allein aufgrund der Taktart« besagt, daß die Doppelgewichtung nicht bei Triolen, sondern ausschließlich bei taktart-immanenten Dreierbündelungen zum Zuge kommt. 22 Auf eine Darstellung der von der Gewichtsberechnung abweichenden Ermittlung der rhythmic strength wird an dieser Stelle verzichtet. Weitere Ausführungen können in Byrd (1985), S. 129– 130 nachgelesen werden.