4.2 Die optische Aufbereitung von Synkopen 107 4.2.1 Die Zerlegung von Noten Auf den ersten Blick scheint es relativ einfach zu sein, Synkopen optisch korrekt dar-zustellen, schließlich sind sie dadurch definiert, daß sie auf einer relativ leichten Zeit beginnen und eine schwerere Zeit einschließen. Die naheliegende Schlußfolgerung besteht also darin, den synkopischen Notenwert an der betonten Zeit zu zerlegen. Angewandt auf das obige Beispiel, resultiert auch das gewünschte Ergebnis: oe. oe. oe oe. oej oe oe 412131 2 1 41 2 13121 44 44 −→ Wie leicht zu erkennen ist, beginnt die zweite punktierte Viertelnote auf einer der leichtesten Einsatzzeiten mit Gewicht 1. Während die Note »klingt« überschrei-tet sie zeitlich die um 2 schwerere Zeit 1 2 , so daß die Synkope dort folgerichtig zerlegt wird. Prinzipiell können mit dieser einen Regel sämtliche Synkopen behan-delt werden, gäbe es da nicht die berühmten Ausnahmen von der Regel. Bereits im Abschnitt 4.1 ist angeklungen, daß verschiedene Synkopen existieren, die nicht an schwereren Einsatzzeiten aufgespalten werden, weil z.B. ein bekanntes rhythmi-sches Pattern vorliegt, das laut Stichregeln keiner optischen Aufbereitung bedarf. Zu diesen Pattern gehört auch das folgende: 44 oe ˙ oe3 1 2 1 Obwohl die Halbe Note eine um 1 schwerere Zeit überschreitet, wird sie dort laut Konvention nicht zerlegt.29 Bei der Untersuchung verschiedener Partituren bezüg-lich der zugrundeliegenden Stichpraktiken, wird relativ eindeutig Byrds erste Regel bestätigt: Synkopen werden an einer schwereren Einsatzzeit zerlegt, wenn ihr me-trisches Gewicht um mindestens 2 größer ist als das, auf der die Synkope beginnt. Dies ist im letzten Beispiel nicht der Fall, also greift die Regel hier nicht. Allerdings folgt daraus keineswegs, daß Synkopen bei einer Gewichtsdifferenz von 1 niemals zerlegt wird, denn kreuzt die Note während ihrer Dauer mehr als eine um genau 1 schwerere Einsatzzeit, so wird sie beim ersten dieser Zeitpunkte aufgespalten, wie beispielsweise in folgendem Takt: oej ˙ oej oeoe oe. oej 3121 2 1 31 2 121 43 43 −→ Eine weitere Variante, bei der eine eingeschlossene Einsatzzeit nur um 1 schwerer wiegt als der Zeitpunkt, auf dem die Note beginnt, tritt beispielsweise in Verbin-dung mit einfach punktierten Noten auf: Setzt sie auf einer mittelschweren Zeit ein, überquert anschließend die Taktmitte und endet auf einer leichten Zeit, kann 29 Vgl. z.B. Heussenstamm (1987), S. 71.