5.1 Vertikale Positionierung der Tonartvorzeichen 129 Abbildung 5.2: Die Intervalle zwischen zwei benachbarten Kreuzen bzw. Bes der Ton-artvorzeichnung werden maßgeblich vom aktuellen Schlüssel beeinflußt. zu. Abhängig vom vorgezeichneten Schlüssel kann das Muster der Zeichenkolonne wechseln, d.h. es ist nicht ausreichend, ein und dieselbe Folge auf- und absteigen-der Intervalle, wie beispielsweise ####### beim Violinschlüssel, für alle Schlüsseltypen zu realisieren. Dies liegt zum einen daran, daß in einigen Fällen Hilfslinien nötig würden, die es in der klassischen Notenschrift nur für Notenköpfe gibt, und zum anderen soll eine möglichst gleichmäßige Gruppierung um die Mittellinie erreicht werden. Wie viele Elemente der Notenschrift ist aber auch die Anordnung der Ton-artvorzeichen nicht aus streng logischen Überlegungen heraus entstanden, sondern es hat sich im Laufe der Jahre eine üblich gewordene Praxis herauskristallisiert. Ein Blick in ältere Partituren kann dies eindrucksvoll belegen, denn dort finden sich teilweise unkonventionell erscheinende Vorzeichenmuster, die mitunter zwei im Oktavabstand übereinander angeordnete Akzidentien enthalten, um anzudeuten, daß ein Kreuz bzw. ein Be nicht nur für eine bestimmte gekennzeichnete Linie gilt.3 Aus heutiger Sicht ist diese Schreibweise überholt, da einerseits jeder Musi-ker den Gültigkeitsbereich der Vorzeichen kennt und die alte Notation andererseits auch Noten auf Hilfslinien nicht berücksichtigt, wodurch sie relativ inkonsequent wirkt. Nichtsdestoweniger nutzen einige Komponisten die unterschiedliche vertikale Plazierung, um – wie Béla Bartók in seinem Mikrokosmos – anzudeuten, daß nur Töne einer bestimmten Oktave von den Alterationen betroffen sind. Ein Programm zur Notendarstellung muß in der Lage sein, die Tonartvorzeichen selbständig in der bekannten Form auszugeben. Im einfachsten Fall kann dies durch Tabellen realisiert werden, in denen die genaue Anordnung der Zeichen abgelegt ist. Selbst Notensatzsysteme der oberen Preisklasse arbeiten mit dieser Metho-de, denn sie ist einfach zu implementieren und der Programmierer muß über die Umsetzung des relativ nebensächlichen Stehsatzes nicht weiter nachzudenken. Die negative Seite zeigt sich aber schnell bei Verwendung nicht vorgesehener, »exoti-scher « Schlüssel. Eines der marktführenden Notensatzprogramme bringt in dieser Hinsicht völlig unbrauchbare Resultate hervor. Auf Nachfrage beim Hersteller wur-de auf den seltenen Gebrauch z.B. des Sopranschlüssels verwiesen und das Fehlen eines geeigneten Algorithmus’ betont, der für beliebige Schlüssel automatisch die richtigen vertikalen Positionen berechnet. Einen solchen Algorithmus zu realisieren ist aber eine vergleichsweise einfache Aufgabe, wenn die Anordnung der Akziden-tien in den verschiedenen Schlüsseln einmal genauer betrachtet wird (Abb. 5.2). 3 Vgl. Read (1979), S. 136.