140 Positionierung und Ausrichtung notengraphischer Elemente theoretisch drei Möglichkeiten, zwei Akkorde untereinanderzustellen. Die schwar-zen Notenköpfe im folgenden Beispiel markieren die ausgelagerten Sekundköpfe: oe˙˙oe oe˙˙oe ˙oeoe˙ In allen drei Fällen wird die Gleichzeitigkeit beider Stimmen durch vertikale Aus-richtung mindestens eines Notenkopfes angedeutet. Auch wenn die mittlere Posi-tionierung auf den ersten Blick die optisch günstigere sein mag, entspricht die linke den Gesetzmäßigkeiten des klassischen Notenstichs, da die »Hauptebenen« mit den normal positionierten Notenköpfen (im obigen Beispiel weiß) direkt übereinander zu liegen kommen.20 Anders ausgedrückt, fordern die traditionellen Stichregeln, Akkorde mit zwei Notenkopfebenen genauso zu behandeln, wie Akkorde ohne aus-gelagerte Köpfe, so daß die verlängerten Notenhälse die nicht-verschobenen Köpfe zwischen sich einschließen. Während Read ausschließlich diese Anordnung akzep-tiert und alle anderen als inkorrekt bezeichnet,21 räumt Hader Ausnahmeregelun-gen ein, die hauptsächlich in Verbindung mit Versetzungszeichen zum Tragen kom-men, 22 denn eine Regel besagt, daß Versetzungszeichen, welche im Oktavabstand zueinander stehen, aus optischen Gründen dieselbe horizontale Position erhalten müssen.23 Aufgrund der linksseitigen Kopfauslagerung der Unterstimme muß da-bei ein betroffenes Akzidentium der Oberstimme unnatürlich weit vom zugehörigen Notenkopf entfernt plaziert werden – eine lesetechnisch nicht gerade vorteilhafte Situation. Um diesen Nachteil zu umgehen, kann der Notensetzer den Unterstim-menakkord so weit nach rechts verschieben, daß die Hälse beider Akkorde eine Linie bilden und von den drei Notenkopfebenen nur noch zwei übrig bleiben: ##oeoeoeoe −→ ##oeoeoeoe Obwohl Hader dies ausdrücklich als Ausnahmeregelung begreift, sind die meisten Verlage lautWanske heute dazu übergegangen, die klassische Akkordstellung, unab-hängig von den Versetzungszeichen, zugunsten übereinanderstehender Notenhälse immer dann aufzugeben, wenn in beiden Stimmen ausgelagerte Notenköpfe vor-handen sind.24 Unproblematisch ist aber auch diese Generalisierung nicht, denn wenn nur wenige Köpfe auf die gegenüberliegende Seite des Notenhalses wandern, kann bei ihrer Anwendung der Zusammengehörigkeitseindruck zwischen den Ak-korden aufgeweicht werden, so daß es in diesem Fall letztlich sinnvoller scheint, die 20 Vgl. z.B. Read (1979), S. 71. 21 Vgl. ebd. 22 Vgl. Hader (1948), S. 63–64. 23 Vgl. Abschnitt 5.2.2 dieser Arbeit. 24 Vgl. Wanske (1988), S. 174.