146 Positionierung und Ausrichtung notengraphischer Elemente höchste Stimme hierbei mit 1, die tiefste mit n gekennzeichnet werden soll, ergibt sich somit die Stimmenrangfolge 1, n, 2, n − 1, 3, n − 2 usw. Das Anordnungs-verfahren besteht nun darin, die erste Oberstimme auf ihre Standardposition ohne Horizontalverschiebung zu setzen. Danach wird die tiefste Unterstimme gemäß den oben aufgelisteten Regeln für zweistimmige Systeme daran ausgerichtet. Anschlie-ßend folgt die zweite Oberstimme, deren Position sich nun aus jeweils einem Ver-gleich mit den schon plazierten Noten errechnet. Je weiter hinten sich eine Stimme in der Hierarchieliste befindet, desto mehr paarweise Vergleiche müssen mit den vorangegangenen Stimmen erfolgen. Wenn alle Stimmen auf einer Einsatzzeit zu-sammentreffen, sind dies bei einem n-stimmigen Notensystem mit mindestens zwei 2n(n − 1) Vergleiche. Stimmen also maximal 1 Insgesamt stellt sich die lokale Ausrichtung mehrerer Stimmen als alles andere als trivial heraus, besonders wenn neben den Notenköpfen Akzidentien,Wertpunkte und Fähnchen in die Betrachtungen einbezogen werden müssen. Optisch anspre-chende Lösungen wird ein Algorithmus auch in diesem Bereich der Notation kaum für alle möglichen Fälle erzeugen können, da letztlich wieder viel »Lebenserfah-rung und ein gesundes logisches Empfinden«26 über ein ausgewogenes Notenbild entscheiden. 5.2.2 Positionierung der Versetzungszeichen Im Gegensatz zu einigen Varianten temperierter Notation, bei denen jeder Halb-tonschritt eine separate vertikale Position erhält,27 werden bei der konventionellen Notenschrift sämtliche Töne mit gleichem Stammton auf derselben Linie bzw. dem-selben Zwischenraum notiert, so daß zur Differenzierung der Alterationen zusätz-liche Zeichen erforderlich werden. Diese Versetzungszeichen – nicht zu verwechseln mit den Vorzeichen zu Beginn eines Notensystems – stehen bekanntlich links ne-ben dem zugehörigen Notenkopf und wirken bis zum Ende des aktuellen Takts. Das Prinzip dieser Zeichen besteht nun darin, den Stammton mit Kreuzen () in Halb-tonschritten erhöhen und mit Bes () entsprechend erniedrigen zu können. Für Stammtonalterationen um das Vielfache eines Halbtons bedeutet dies unmittel-bar die Verwendung von Mehrfachakzidentien. So vermindern etwa drei Bes jeden Stammton um drei Halbtonschritte. Während letztere allerdings relativ selten in Partituren vorzufinden sind, gehören Doppelkreuze () und Doppelbes () qua-si zum musikalischen Alltag, auch wenn sie nicht so häufig auftreten wie einfache Versetzungszeichen. Genau darin liegt der Kern einer semantischen Mehrdeutigkeit. Anders als beim Doppelbe, dessen musikalisches Zeichen noch einen direkten Bezug zu seinem Namen aufweist, scheinen die Symbole für Kreuz und Doppel-kreuz vertauscht, so daß sich die logische und sprachliche Systematik des Halbton-rasters in der Notenschrift nicht widerspiegelt. Zwangsläufig werden die Doppelak-zidentien als Einzelzeichen aufgefaßt, welche Verschiebungen um einen Ganzton bewirken, statt sie als Ligaturen zweier elementarerer Symbole zu deuten. Auf den ersten Blick scheint die Betrachtungsweise bedeutungslos, da sie zum selben Er-gebnis führt, doch zeigt sich der Unterschied in der Verwendung des Auflösungszei- 26 Hader (1948), S. 63. 27 Vgl. z.B. Karkoschka (1966), S. 11.