5.3 Die Bestimmung der Notenabstände 159 Dennoch ist dies nur eine Annäherung an die gestochenen Vorbilder, welche den Untersuchungen Gourlays zufolge, trotz der Forderung nach zeilenweise einheitli-chen Abständen, diesbezügliche taktweise Variationen erlauben: »We [...] observe that the shortest notes in a measure, if they are eighth notes or shorter, receive two notehead widths of space. If the shortest note is longer than an eighth note, it is spaced as if eighth notes are present in the measure.«64 In der von Gourlay vorgeschlagenen Abstandsfunktion dψ1 = bψ1 wird wmin also nicht als konstant betrachtet, sondern mit dem Minimum aus belegt. 1 16 , 1 2ωmin Dabei bezeichnet ωmin den kleinsten Notenwert des aktuellen Taktes und b die Breite eines schwarzen Notenkopfes. Auch wenn diese Variante in einigen Partituren zur Anwendung kommt – dies konnte nicht nachvollzogen werden –, besitzt er sicher keine allgemeine Gültigkeit, denn die taktweise Neubewertung der Abstands-proportionen kann ihrer eigentlichen Intention entgegenwirken. So erzwingt die Sechzehntelnote im zweiten Takt des vorangegangenen Beispiels eine übertrieben wirkende lokale Abstandsvergrößerung: Das vergrößerte Hinterfleisch einer Achtel des zweiten Taktes entspricht nun dem einer Viertelnote aus den Nachbartakten und hebt zumindest an den Taktüber-gängen die abstandbasierte optische Verdeutlichung der Notenwertrelationen auf. Detailliertere Untersuchungen mögen vielleicht zeigen, daß sich bei bestimmten Notenwertkonstellationen lokale Abweichungen von den gewählten Standardpara-metern optisch vorteilhaft auswirken. Eine generelle, lediglich auf dem minimalen Notenwert eines Taktes beruhende deutliche Veränderung des Abstandsgefüges läßt allerdings schon bei einfachen Beispielen offensichtliche Schwächen erkennen. Auf die perfekte, in allen Fällen überzeugende Ergebnisse produzierende Ab-standsformel wird der automatische Notensatz wohl verzichten müssen. Wie be-schrieben, unterliegen die Notenabstände neben rein rechnerischen Zusammenhän-gen, dem subjektiven ästhetischen Empfinden des Notensetzers. Die einzige Mög-lichkeit, dieses in ein Notenmodul einfließen zu lassen, besteht darin, dem Anwender die Kontrolle über die Abstandsparameter zu überlassen und somit auf eine voll-automatische Notengenerierung zu verzichten. Für einfache Notenbeispiele, wie sie überwiegend in Lernprogrammen auftreten dürften, haben sich die dargestellten Formeln aber als durchaus geeignet erwiesen, die Abstandsproportionen gestoche-ner Notenbilder zu approximieren. 5.3.2 Die Abstände globaler Akkordgruppen In den bisherigen Darstellungen wurde stets davon ausgegangen, daß die Abstände zwischen Noten bzw. Pausen allein durch ihren Wert bestimmt werden. Tatsächlich 64 Gourlay (1987), S. 3