6.2 Bögen 193 p3 b(1) b(2) p2 w h l φ b1 = b(0) Abbildung 6.7: Die Bogenform kann anstatt über Kontrollpunkte auch durch intuitivere Parameter gesteuert werden. 6.2.2 Bogenform und Bogenpositionierung Wie bei der Balkensetzung wird auch die Bogenposition entscheidend von den dar-unter- bzw. darüberliegenden Noten beeinflußt. Im Gegensatz dazu variiert neben Lage und Steigung auch die Form des Bogens, so daß ein geeigneter Weg zur opti-malen Berechnung der vielzähligen Parameter auf Grundlage der zu umspannenden Noten gefunden werden muß. Bekanntermaßen unterscheidet die konventionelle No-tenschrift aus semantischer Sicht zwischen den drei unterschiedlichen Kategorien Halte-, Binde- und Phrasierungsbögen. Auch wenn ihre syntaktische Differenzie-rung nicht so deutlich ausfällt, existieren dennoch einige Unterscheidungsmerkma-le. Bei Haltebögen handelt es sich normalerweise um kurze horizontal verlaufende Bögen (φ = 0) zwischen zwei Noten auf derselben Linie oder im gleichen Zwi-schenraum, welche die Dauer der ersten Note um den angebundenen Notenwert verlängern. Die einzige vom waagerechten Verlauf abweichende Ausnahme bilden Haltebögen zwischen enharmonisch verwechselten Noten. Da in diesen Sonderfällen zwar die Tonhöhen, nicht aber die Notenkopfposition übereinstimmen müssen die Bogenenden ebenfalls vertikal versetzt und der Bogen somit gedreht werden. Halte-bögen unterscheiden sich von Halte- und Phrasierungsbögen in zwei Punkten. Zum einen beginnen und enden sie immer in Nähe der zugehörigen Notenköpfe und zum anderen treten sie bei Akkorden immer mehrfach auf, denn jedes Akkordnotenpaar erhält bei Überbindungen einen separaten Haltebogen. Komplikationen ganz anderer Art entstehen bei den Bindebögen. Sie können sich im Gegensatz zu Haltebögen über mehrere Noten hinweg erstrecken und deu-ten damit an, daß die eingeschlossenen Töne legato gespielt werden sollen. Gerade die Mitteltöne sind es, die durch ihre Konstellation einen einheitlichen Bogenver-lauf verhindern, wenn sie in den Bogen hineinragen und damit in die Klasse der Störnoten fallen. Zu ihrer Beseitigung müssen die Bogenparameter so modifiziert werden, daß ein gebührender Abstand zwischen Bogen und Noten gewahrt bleibt.