198 Balken und Bögen 6.2.3 Höhenvariation und Liften: Das Problem der Störnoten Ein bedeutender Aspekt mit wesentlichem Einfluß auf den Bogenverlauf, ist die Ver-meidung von Störnoten. Dabei handelt es sich um diejenigen Mittelnoten innerhalb des vom Bogen umspannten Bereichs, die bei Anwendung des oben beschriebenen optimalen Bogenverlaufs in den Bogen hineinragen oder über ihn hinausreichen. In der Literatur werden zur Bearbeitung dieser Problematik nur unzureichende exemplarische Regeln vorgeschlagen, die aufgrund ihrer geringen Präzision nicht den Anforderungen einer automatisierten Bogensetzung genügen. Die in diesem Abschnitt behandelte Frage lautet also: Wie können die Bogenparameter bei der Anwesenheit von Störnoten zu modifiziert werden um sie noch vollständig unter den Bogen zu zwingen, ohne daß der Bogen als solcher »entartet«? Da die Bogensymmetrie nicht zerstört werden darf – was bei stärkeren Defor-mierungen einer »Entartung« entspräche –, existieren zur Bearbeitung des Stör-notenproblems im wesentlichen zwei effektive Möglichkeiten: Die Vergrößerung der Bogenhöhe h sowie das ein- oder beidseitiges Anheben (Liften) der Bogenenden:40 oe oe oe oe oe oe oe oe oe oe oe oe oe oe oe oe Das Problem ist nun also auf die Entscheidung reduziert, welche der beiden Techni-ken in welchem Fall zur Anwendung kommt. Ist dies vielleicht gleichgültig oder aber eine Mischung beider Möglichkeiten der richtige Weg? Um diese Fragen beantwor-ten zu können, müssen die Auswirkungen der Modifikationen auf das Verhalten der Störnoten genauer untersucht werden. Nur wenn eine Technik sämtliche Störnoten einer Bogengruppe befriedigend beseitigt, dürfte sie die optimale Wahl darstellen. Zunächst soll die erste Methode, die Variation der Höhe, genauer betrachtet werden. Wie der vorigen Abbildung zu entnehmen ist, bewirkt die Verlängerung der Höhe eine stärkere Wölbung in der Bogenmitte. Nun könnte man vermuten, diese sei beliebig zu vergrößern, um jederzeit sämtliche Störnoten unter den Bogen zu zwingen. Prinzipiell ist dies natürlich korrekt, doch entstehen daraus bei einigen Notenkonstellationen merkwürdige Resultate, wie etwa in diesem Beispiel: oe oe oe oe oe oe oe oe Wegen der zweiten und vorletzten Note muß der Bogen so extrem gedehnt werden, daß in Mitte der Bogengruppe eine Art Kuppel entsteht und die Distanz zwischen Bogen und darunterliegenden Noten Zweifel an ihrer gemeinsamen Zugehörigkeit 40 Ein Anheben der Bogenenden beseitigt die Störnoten natürlich nur, wenn der Bogen über den Notenköpfen verläuft, ansonsten müssen sie abgesenkt werden. Im weiteren Verlauf wird immer angenommen, daß der Bogen über den Noten liegt. Für den anderen Fall gelten aus Symmetriegründen bis auf das Vorzeichen der vertikalen Komponente die gleichen Regeln.