208 Zusammenfassung und Ausblick penbildung manuell festlegen, so muß die Berechnung dieser Parameter bei Benut-zereingaben auf algorithmischem Wege erfolgen. Das vierte Kapitel dieser Arbeit hat gezeigt, daß die zugehörigen Regeln einer metrum-basierten Rhythmusnotation durchaus formal gefaßt und in ein Programm integriert werden können. Die vor-ausgehende Erkenntnis jedoch, welche Regeln dieser Notation überhaupt zugrunde liegen und wie sie im Gegensatz zu den unzähligen, lediglich beispielhaft und wenig präzise dargelegten Beschreibungen der einschlägigen Literatur zu verallgemeinern sind, bleibt Expertenwissen, dessen Aneignung und Umsetzung nicht den Anwen-dungsautoren aufgebürdet werden sollte. Statt dessen kann und sollte ein Notenmo-dul mit dem beschriebenen Einsatzgebiet das entsprechende Know-how enthalten und den Autoren auf diese Weise deutlich entlasten. Das gleiche gilt ebenso für viele weitere Bereiche der Notenschrift, von denen ein kleiner, aber dennoch fun-damentaler Teil auf den vorangegangenen Seiten dargestellt wurde. Gerade das Zusammenspiel all dieser Teilaspekte steigert mit zunehmender Berücksichtigung weiterer Feinheiten den Komplexitätsgrad, welcher in vielen Fällen eine der ein-gangs zitierten »überraschenden«, auf die spezielle Konstellation zugeschnittenen typographischen Darstellungsmöglichkeiten erfordert. Ein besonderes Kennzeichen der Formalisierung und Algorithmisierung diverser notengraphischer Teilbereiche stellt ihr recht breitgefächerter Rückgriff auf außer-musikalische Zusammenhänge dar. Natürlich verwundert es kaum, wenn im Rah-men des Musikhörens und -verarbeitens psychologische Fragestellungen auftauchen, doch die Verbindung zwischen Notenschrift und Wahrnehmung der durch sie re-präsentierten Musik liegt zunächst nicht so offensichtlich auf der Hand, zumal die beschriebenen, rein graphischen Anordnungsprobleme die resultierenden Notenbil-der in nicht unerheblichem Maße prägen. Doch speziell die zeitliche Komponen-te der Musik wird von der konventionellen Notenschrift aus lesetechnischer Sicht besonders bedacht: Zum einen orientieren sich Synkopenbehandlung und Balken-setzung an der metrischen Struktur der vorliegenden Taktart, welche letztlich auf einem zwei- bzw. dreigliedrigen Chunking basiert. Zum anderen erhalten die be-reits durch ihre Gestalt eindeutig bestimmten Notenwerte zusätzlich ein individuell ermitteltes Hinterfleisch. Gerade diese »überbestimmte« Notation eines musikali-schen Parameters kann sich vorteilhaft auf die Lesegeschwindigkeit auswirken, de-ren Berücksichtigung im Hinblick auf das zeitkritische Blattspiel demzufolge nicht zu unterschätzen ist. Außermusikalische Elemente ganz anderer Art treten bei der Realisierung des Zeilenumbruchs auf. Da die Abstandsdifferenzierung Einfluß auf die Lesbarkeit der Partitur nimmt, die Forderung nach einheitlichen Akkoladenlängen aber gleichzei-tig die Variation der Abstände erzwingt, muß der bestmögliche Kompromiß zwi-schen den beiden konkurrierenden Gesichtspunkten gefunden werden. Mit Hilfe des physikalischen Modells mehrerer Federsysteme, deren zur Verformung aufzubrin-gene potentielle Energie zu minimieren ist, läßt sich das Problem in angemessener Weise beschrieben und auf algorithmischem Wege lösen. Neben der reinen Notengenerierung, die zweifellos einen Großteil des zur Reali-sierung eines Notenmoduls nötigen Aufwandes beansprucht, spielt die Gestaltung der Interaktionsschnittstelle eine wichtige Rolle. Im Gegensatz zu reinem Buchtext greift die konventionelle Musiknotation außer auf textuellen zusätzlich auf graphi-