16 Christoph von Blumröder tionsverfahren – unter Einbeziehung von Sonagrammen und der auf Initiative Bayles seit 1990 verfügbaren Computersoftware Acousmographe – ist hier jetzt nicht beab-sichtigt, zumal erst kürzlich Marcus Erbe dieser Problematik eine musikwissen-schaftlich grundlegende kritische Bestandsaufnahme widmete.17 Indessen gilt es im Hinblick auf jegliche perzeptive Visualisierungen zu unterstreichen, dass sie der re-flektierenden Kommentierung bedürfen und dadurch eine wichtige Funktion der unterstützenden analytischen Selbstkontrolle erfüllen können, ›das Hören des Hö-rens‹ tiefergehend zu verstehen und zu erkennen, welche kompositorischen Fakto-ren eines bestimmten elektroakustischen Werkes die musikalische Aufmerksamkeit lenken, welche spezifische Semantik sie mit sich führen und inwieweit daraus eine überzeugende ästhetische Qualität sich entfaltet.Darüber hinaus kann prinzipiell die akusmatische Analyse die Tatsache ins Be-wusstsein heben, dass die auditive Wahrnehmung der Musik im emphatischen Sin-ne ihr Wesen konstituiert, und insofern auch rückwirkend für den gewöhnlichen musikwissenschaftlichen Umgang mit älteren Werken zu dem Plädoyer verleiten, auf deren real erklingende Erscheinung stets intensiv zu hören.17 Marcus Erbe: Klänge schreiben. Die Transkriptionsproblematik elektroakustischer Musik (= Signale aus Köln. Beiträge zur Musik der Zeit 15), Wien 2009.