» Die Vorstellung … ist der Anknüpfungspunkt für die musikalische Bildung « : Musikalische Bilder in Lina Ramanns musikalischer Erziehungs- und Unterrichtslehre » Die Vorstellung … ist der Anknüpfungspunkt für die musikalische Bildung « Alexander J. Cvetko Einleitung: Zum Beginn der Theorienbildung in der Musikpädagogik Sigrid Abel-Struth konstatierte in ihren 1970 erschienenen » Materialien zur Ent-wicklung der Musikpädagogik als Wissenschaft « , dass eine » eigene musikpädago-gische Theorienbildung trotz bisherigen Mißerfolges notwendig [ist] und damit ebenso ein Zusammenhang mit dem Komplex Wissenschaftlichkeit […].« 1 Bei ihrer Spurensuche nach dem Beginn einer solchen musikpädagogischen Wissenschaft nennt sie Hans Georg Nägeli als den ersten Theoretiker musikalischer Bildung. Die von Abel-Struth gezeichnete Linie setzt sich fort bei Karl Christian Friedrich Krause, bei den Versuchen von Otto Lange und Adolf Bernhard Marx sowie im bemerkens-werten Ansatz von Gustav Schilling, dessen theoretischer Ausgangspunkt in der Allgemeinen Didaktik liegt. Lina Ramann (1833–1912) knüpft mit ihrer » Allgemei-nen musikalischen Erziehungs- und Unterrichtslehre der Jugend « (1873/21898) so-wie der Schrift » Die Musik als Gegenstand des Unterrichts und der Erziehung « (1868) an Schillings Ansätze an, indem sie im Anschluss an Theorien der Erziehung musikpädagogische Konsequenzen zieht.2 Lina Ramann wurde 1833 in Mainstockheim geboren, bildete sich in frühen Jah-ren autodidaktisch, bekam erst später in Leipzig bei der Gattin von Franz Brendel Klavierunterricht, wanderte kühn für einige Jahre nach Amerika aus und eröffnete als Klavierpädagogin 1858 eine Musikschule in Glückstadt. 1865 gründete sie zu-sammen mit Ida Volckmann am Nürnberger Albrecht-Dürer-Platz eine Musikschu-1 Sigrid Abel-Struth: Materialien zur Entwicklung der Musikpädagogik als Wissenschaft. Zum Stand der deutschen Musikpädagogik und seiner Vorgeschichte (= Musikpädagogik: Forschung und Lehre 1), Mainz u. a. 1970, S. 8.Die Forderungen nach wissenschaftlichen Theorien in der Musikpädagogik verklingen bis heute nicht (vgl. etwa Hermann J. Kaiser: Wie viel Theorie, wie viel Philosophie braucht ein(e) Musik-lehrer(in)? Zur Professionalisierung musikbezogener Lehre, in: Musik & Bildung. Praxis Musikunter -richt 3 (1999), S. 2–6, hier S. 2ff. oder Anne Niessen: Nichts ist praktischer als eine gute Theorie. Vom möglichen Nutzen wissenschaftlicher Theorien für den Musikunterricht, in: AfS-Magazin 30 (2010), S. 12–17, hier S. 12ff.).2 Vgl. Abel-Struth 1970, S. 46ff.