18 Alexander J. Cvetko le, in der sie eine künstlerische mit einer wissenschaftlichen Ausbildung kombinier-te.3 Der letztgenannte Aspekt ist insofern bemerkenswert, als in dieser Zeit noch kein schulischer Musikunterricht im heutigen Sinne existierte.4 Ramann mit ihrer beeindruckenden Biographie und ihren innovativen Ideen in einer männerdomi-nierten Welt und restriktiv-reaktionären Umgebung 5 vermochte besonders, so Mi-chael Roske, » detailliert und bis ins Extrem ausgeführt « , Theorie und Praxis aufein-ander zu beziehen und abzustufen.6 Anhand von Ramanns Gedanken über das Vor-stellungsvermögen von Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang mit » musi-kalischen Bildern « soll gezeigt werden, wie sie Theorie in konkrete Praxis (und Pra-xis in Theorie) überführt.Zur musikpädagogischen Theorienbildung bei Lina Ramann: Blickwinkel auf die Musik und musikpädagogische Konsequenzen Eine Monographie, die sich mit Ramanns musikpädagogischen Theorien beschäf-tigt, steht bis heute aus. Neben einzelnen kurzen Darstellungen zum Schaffen Ra-manns allgemein finden sich in Eckhard Noltes Schrift aus dem Jahr 1982 theorie-geleitete Aspekte Ramanns und die zahlreicher Musikpädagogen des 19. Jahrhun-derts. Wichtig ist ihm in seiner Analyse dabei das Verständnis in Bezug auf den Un-terrichtsgegenstand Musik aus Sicht der Musikpädagogik. Er geht davon aus, dass musikästhetische Prämissen die musikpädagogische Theorienbildung beeinflussten, was beides offenzulegen ist. Nolte leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Erfor -schung der Grundlagen und Bedingungen der Theorien musikalischen Lernens und Lehrens in der Schule.7 Ramann hat, der Analyse Noltes folgend, die geschichtliche Entwicklung der Musik im Blick. Sie interessiert besonders das Herauswachsen der Instrumentalmu-3 Eva Rieger: Ramann, Lina, in: Neues Lexikon der Musikpädagogik, Kassel 1994, S. 184–185, hier S. 184.4 Erst durch einen Ministerialerlass vom 26. März 1927 im Zuge der Kestenberg-Reform wurde der im 19. Jahrhundert praktizierte Gesangunterricht durch Musikunterricht ersetzt; s. Eckhard Nolte (Hg.): Lehrpläne und Richtlinien für den schulischen Musikunterricht in Deutschland vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Eine Dokumentation (= Musikpädagogik: Forschung und Lehre 3), Mainz 1975, S. 146ff.5 Sehr anschaulich dargestellt bei Marie Ille-Beeg: Lina Ramann. Lebensbild einer bedeutenden Frau auf dem Gebiete der Musik, Nürnberg 1914. Siehe auch August Stradal: Lina Ramann †. Ein Nachruf, in: NZfM 1912, S. 206–207, hier S. 206f.6 Michael Roske: Der Aspekt des Human-Erziehlichen im musikpädagogischen Denken von Adolf Bernhard Marx und Lina Ramann. Ein Vergleich, in: Historische Ursprünge der These vom erzieheri-schen Auftrag des Musikunterrichts. Sitzungsbericht 1984 der Wissenschaftlichen Sozietät Musik-pädagogik, hrsg. von Eckhard Nolte (= Musikpädagogik: Forschung und Lehre, Beiheft 1), Mainz u. a. 1986, S. 72–79, hier S. 78f. – Darüber hinaus ist dieses Jahr [2012] Ramanns Gedenkjahr.7 Eckhard Nolte: Die Musik im Verständnis der Musikpädagogik des 19. Jahrhunderts (= Beiträge zur Musikpädagogik 2), Paderborn 1982.