24 Alexander J. Cvetko » Großmutter erzählt eine schauerliche Geschichte « ist entnommen aus Kullaks » Kinderleben « (op. 81 erschien ca. 1853).21 Die Besonderheit der » musikalischen Bilder « im Kontext der Zeit In der musikpädagogischen Literatur des 19. Jahrhunderts finden sich unterschied-liche Perspektiven im Hinblick auf » musikalische Bilder « . Eine Form der Verbin-dung von Musik und Bilder sind Publikationen, die Erzählungen, Lieder sowie Il-lustrationen (häufig in Form von Radierungen) enthalten. Zu nennen sind hier be-sonders Robert Reinick und Franz Pocci: Reinick verfasste zu den Zeichnungen, die seine Freunde entworfen hatten, Erzählungen und Gedichte, zu denen Ferdinand Hiller Liedweisen komponierte.22 Ebenso publizierte der vielseitig begabte Franz Pocci, der auch » Kindergraf « genannt wurde, Kinderdichtungen, Kinderlieder und -bilder.23 Bei diesen Publikationsformen werden den Kindern fertige Bilder geboten, so dass das eigene (bildliche) Vorstellungsvermögen kaum aktiviert wird. Insofern sind diese Bilder der diametrale Gegensatz zu Lina Ramanns » musikalischen Bil-dern « , bei denen sich Kinder und Jugendliche eigene Bilder vorstellen.Ferner wird sehr häufig ausgehend von einer geschichtlichen Erzählung der Ge-sang genutzt, damit dieser » dem Unterricht belebend an die Seite « tritt, wenn etwa » gelesen oder erzählt worden ist vom alten Blücher, wie munter werden dann die gegen die Absolute Musik (Beethovens) und plädiert für das Erzählen von Märchen, Sagen und Ge-schichten, da Kinder für » innere Bilder « zugänglich seien. Inwieweit Lina Ramann, die Tappert nicht nennt, diesen Ansatz von ihm rezipiert hat, müsste eine Spezialuntersuchung zeigen. Tapperts prak-tische Konsequenzen aus den » musikalischen Bildern « sind allerdings eher, ausgehend vom Ge-schichtenerzählen, Tonmalereien zu erfinden (Wilhelm Tappert: Musik und musikalische Erziehung, Berlin 1867).21 Op. 62 erschien erst um 1860. Der Musikdruck hier wurde entnommen aus der Edition Peters (ca. 1920 oder 1930). Der Dresdner Lehrerverein etwa empfiehlt die Aufführung dieses Klavierstücks im Rahmen von Schulfeiern, besonders bei Jahreszeitenfeiern im Winter sowie im Rahmen von Mär -chenabenden bei einem » heiteren Abend « (Dresdner Lehrerverein: Musik in der Volksschule. Eine Er -gänzung für den Lehrer zu Unserm Liederbuch, Dresden [1929], S. 66ff. und 70. Für die musikpäd-agogisch orientierten Empfehlungen des Dresdner Lehrervereins – und die anderer Autoren – zum Erzählen und zur Lektüre von Geschichten im Rahmen von » Vorspielstunden « vgl. Alexander J. Cvetko: Geschichten aus Sicht der Pädagogik im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Wider das » … unendlich Langweiligen und Trockenen …« , in: Diskussion Musikpädagogik 52 (2011), 4. Quar-tal, S. 13–20.22 Robert Reinick: Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde, Leipzig [ca. 1840], Neu-druck: Robert Reinick: Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde, neu hg. von Adolf Bothe, München [1919] und Robert Reinick / Ferdinand Hiller: ABC-Buch für kleine und große Kin-der, gezeichnet von Dresdner Künstlern mit Erzählungen und Liedern von Robert Reinick, und Sing-weisen von Ferdinand Hiller, Leipzig 41876, Nachdruck (= Die bibliophilen Taschenbücher 31): Dort-mund 1978.23 Franz Pocci: Geschichten und Lieder mit Bildern als Fortsetzung des Festkalenders, Teil [1]: [Mün-chen 1841], Teil [2]: [München 1842/43], Teil [3]: [München 1841], Neudruck: Franz Pocci: Geschich -ten und Lieder mit Bildern. Eine Auswahl, zusammengestellt [und Vorwort 1906] von Dr. Thalhofer (= Jugendschriften 2 und 3), München [1906]. Analysen zu Reinick und Pocci finden sich bei Brigitte Kürth: Das deutsche Kinderlied des 19. Jahrhunderts, Teil 2: Die Entstehung, Diss. (maschinenschrift-lich), Halle 1955, S. 126ff. und 132ff.