44 Bernd Enders fung kognitiver Wahrnehmungsmodelle in der internationalen Forschung eine stetig wachsende Bedeutung erlangen oder sogar eine kommerzielle Nutzung erlauben (z. B. automatische Plagiatsermittlung). Insbesondere neu entwickel-te Methoden der automatischen Mustererkennung, der Segmentierung von Tonfolgen, die Ermittlung der Parameterdichte, die Identifikation von melodi-schen, harmonischen und rhythmischen Mustern und Motiven mit ihren Vari-anten (Ähnlichkeitsstrukturen) u. a. m. versprechen zukunftsträchtige Analyse-formen.52 Liegt Musik als audiotechnische Aufnahme vor, erschließen sich mit akustisch-physikalischen Darstellungen weiterführende Informationen über dynamische und klangliche Eigenschaften sowie über den zeitlichen Ablauf eines Werks: der Auftrag des Amplitudenverlaufs auf der Zeitachse ergibt beispielsweise einen Eindruck vom dynamischen Klanggeschehen (vgl. Abb. 6), die Spektralanalyse mittels Sona-gramm 53 stellt das Spektrum eines Signals über die Zeit dar, dabei werden die Am-plituden der Frequenzanteile meist verschiedenfarbig gezeigt (vgl. Abb. 7 exempla-risch für die Einspielung von Erik Berchot, im Druck allerdings nur graustufig), das Sonagramm lässt aber auch dynamische Spitzentöne erkennen, so dass z. B. Akzent-setzungen visualisiert werden.54 52 Weitere Erörterungen zum Computereinsatz in der Musik finden sich u. a. bei Bernd Enders: Der Computer in der Musik, in: Geisteswissenschaften öffentlich, Schriftenreihe des FB 3 der Universität Osnabrück, hrsg. von Reinhold Mokrosch, Osnabrück 1988, S. 97–126; Klaus Frieler: Mathematik und kognitive Melodieforschung, Hamburg 2009; Gieseking, Martin: Code-basierte Generierung interak-tiver Notengraphik, Osnabrück 2001; Peer Sitter: Computergestützte Arbeitsmethoden in der Musik-wissenschaft, Osnabrück 2000.53 Sonagramme waren in Zeiten analoger Elektronik extrem aufwendig, sie wurden vor allem für die Sprachanalyse entwickelt. Inzwischen bieten sogar Freeware-Programme diese Möglichkeit der zeit -abhängigen Spektralanalyse mit Hilfe der ›schnellen‹ Fourier-Transformation. Ein Sonagramm war ursprünglich die Darstellung eines Sonagraphen von Schallereignissen in einem Zeit-/Frequenz-diagramm, das die Amplitudenstärke der einzelnen Teiltonkomponenten durch Schwärzungsgrade auf dem Ausdruck zeigte.54 Diverse Audioprogramme sind mit diesen Funktionen ausgestattet, z. B. das Freeware-Programm » Audacity « , das in der Version 1.13 für die hier gezeigten Messungen und Abbildungen genutzt wur -de und für die Spektralanalyse mehrere Messalgorithmen und Darstellungsfunktionen bietet, oder das professionelle Audio/MIDI-Programm » Samplitude « , das auch als Light-Version ein Sonagramm auf handelsüblichen Multimedia-Computern erstellen kann. Auf die Wiedergabe aller Sonagramme wird hier aus Platzgründen verzichtet.