64 Sabine Giesbrecht Meine Mutter wird Soldat, (Thema 1)da zieht sie Hosen an (Episode 1)mit roten Quasten dran.Trara – tschindra (Thema 2)meine Mutter wird Soldat.(Thema 1)Da bekommt sie einen Rock an (Episode 2)mit blanken Knöpfen dran,da bekommt sie Stiefel an mit langen Schäften dran,da bekommt sie einen Helm auf mit Kaiser Wilhelm drauf.Trara – tschindra (Thema 2)meine Mutter wird Soldat.(Thema 1)Dann kriegt sie gleich ein Schießgewehr, (Episode 3)da schießt sie hin und her,dann kommt sie in den Schützengrab'n, da fressen sie die schwarzen Rab'n,meine Mutter wird Soldat.(Thema 1)Dann kommt sie ins Lazarett,(Episode 4)da kommt sie ins Himmelbett.Trara – tschindra. Trara – Trara – Ratata,(Thema 2 erweitert)meine Mutter wird Soldat.(Thema 1)Über das Kind wird im Verlauf des Stückes kaum etwas mitgeteilt, es ist ein kleiner Mensch ohne Eigenschaften, geschlechtslos und ohne bestimmbares Alter. Eisler vermeidet die Ichform und spart alle Angaben zu seinem Äußeren oder seinen Ge-fühlen aus. Auch bei der Figur der Mutter unterlässt der Verfasser konkrete Hinwei-se auf persönliche Merkmale und Empfindungen. Sie werden durch die Uniform überdeckt, von der das Kind nur Äußerlichkeiten wahrnimmt, wie die glänzenden Knöpfe oder die roten Quasten, nicht zu vergessen die langen Schaftstiefel, der ein-drucksvolle Helm und das » Schießgewehr « . Das entscheidende Ereignis, das Erle-ben der Mutter im Schützengraben, ihr Kämpfen und zuletzt ihr Tod nehmen gar nicht den dieser Dramatik entsprechenden Raum in der Erzählung ein, sondern werden mit dürren Worten und in nur sechs mageren Verszeilen abgehandelt.Die Darstellung ist aufzählend und spielt mit ihrer kindlichen Sprache den Ernst der Situation herunter. Dadurch wirkt insbesondere dieser Teil der Erzählung,in der es um handfeste Kriegshandlungen geht, höchst distanziert und fast kalt. Auch für den Zuhörer ist es schwierig, Anteilnahme für das Leiden von Mutter und Kind aufzubringen, da die völlige Anonymität der beiden jede Einfühlung unterbin-