68 Sabine Giesbrecht Hanns Eisler: Kriegslied eines Kindes, in: Zeitungsausschnitte für Gesang und Klavier, op. 11, o. O. 1929, S. 13.rhythmisch kaum differenzierte Linie ist der Mutter als Soldat zugeordnet. Ihre Kennzeichen sind Tonwiederholungen und ein chromatischer Abgang im Rahmen einer kleinen Terz. Das zweite Thema ist dagegen von hektischen Sprüngen in un-terschiedlichen rhythmischen Qualitäten geprägt. Es fungiert als Alarmsignal und Gegenpol zum eher monotonen Eröffnungsthema. Es sind diese beiden Themen, die dem Lied die klare Gliederung verleihen. Man könnte von einer Rondoform spre-chen, obwohl das Rondo als tänzerisches, formal eher konventionell angelegtes Spielstück mit der Idee des Sujets kollidiert. Aber in formaler Hinsicht bilden die beiden Themen die stets wiederkehrenden » Refrains « . Dazwischen liegen jeweils kurze Episoden mit der fortlaufenden Erzählung über Einkleidung, Bewaffnung und Kriegseinsatz der Mutter und schließlich über ihren Tod im Lazarett.Der Klaviersatz stützt den Sinn und die Verständlichkeit des Textes und tritt bei Zäsuren und Atempausen der Singstimme nur kurzfristig mit eigenständigen Passa-gen hervor. Er ist im Prinzip vierstimmig angelegt, aber selten kompakt ausgeführt. Vielmehr reduziert Eisler die Zahl selbständiger Stimmen häufig auf zwei und er-gänzt diese durch unselbständige Mittelstimmen. Bei Übergängen, an denen das Klavier solo ist und eigentlich seine klanglichen Möglichkeiten ausspielen könnte, zieht sich der Satz vielfach zu einer dünnen, einstimmigen Linie zusammen.12 Das Instrument gibt damit tendenziell seine Funktion als Akkordinstrument auf, wie unter anderem die dreitaktige, konzeptuell wichtige Coda zeigt.12 Takte 7f., 18f. und 39–41, Ausnahme: Takte 27–29.