Eine Frage des Abstands 83 steht, die beiden Akkorde beim Lesen derselben Einsatzzeit zuzuordnen. Liegen hingegen die Hälse benachbarter Noten oder Akkorde innen, dann erfolgt eine Ver-größerung des Abstands um eine halbe bis eine Notenkopfbreite. Diese Regeln gel-ten insbesondere auch für Kniebalken, die primär bei systemübergreifenden Balken-gruppen z. B. in Klavier-, Orgel- und Harfennoten anzutreffen sind:Laut Chlapik erfolgt der optische Ausgleich nicht nur bei wechselnden Halsrichtun-gen, sondern auch dann, wenn Noten mit identischer Halsrichtung und » größerem Intervall « direkt aufeinander folgen: » Der Ausgleich ist dann erzielt, wenn man den Abstand zwischen der höheren und der tieferen Note ca. um ein Drittel [relativ zum Grundabstand] verringert.« 11 Ab wann allerdings ein Intervall als größeres Intervall gilt, erfährt der Leser leider nicht. Die von Chlapik zur Veranschaulichung angege-benen Beispiele zeigen jeweils zwei Achtelnoten im Abstand einer Quartdezime. In den alten Stichen und den neuen, am Computer bearbeiteten Notensätzen der großen Verlage kann diese Regel in der beschriebenen Form bei Intervallen ab einer None relativ zuverlässig nachgewiesen werden. Darüber hinaus wird sie teilweise auch bei kleineren Intervallen verwendet, allerdings nicht sehr konsequent und an parallelen Stellen nicht immer in der gleichen Weise, sodass unklar bleibt, ob es sich hierbei um eine bewusste Aktion des Notensetzers handelt oder die Abweichungen den kleinen Ungenauigkeiten menschlicher Arbeit geschuldet sind. Da die genann-ten Konstellationen meist ohnehin nur vereinzelt innerhalb einer Komposition auf-treten und die von Chlapik genannte Abstandsvariation von einem Drittel der No-tenkopfbreite relativ gering ausfällt, ist der optische Effekt an dieser Stelle eher ver-nachlässigbar. Bei längeren Passagen mit zahlreichen großen Intervallsprüngen stellt sich hin-gegen durchaus die Frage, ob Chlapiks Regel verwendet werden soll oder nicht. Ins-besondere im Fall ternärer Balkengruppen, bei denen sich die mittlere Note näher am Balken befindet als die äußeren, entsteht durch die unterschiedliche Entfernung des mittleren Notenkopfes zu den benachbarten Hälsen der optische Eindruck, die Note sei trotz gleichen Abstands leicht horizontal verschoben. Befolgt man nun die Re-gel und verschiebt die mittlere Note um eine drittel Notenkopfbreite, so wird die vermeintliche Fehlstellung zwar ausgeglichen, der mittlere Hals teilt den Balken aber nicht mehr in der Mitte und produziert damit eine neue Asymmetrie:11 Chlapik: Praxis des Notengraphikers, S. 65 (s. Anm. 2).