84 Martin Gieseking Da Musiker beim Notenlesen aber weniger die Position der Notenhälse am Balken beachten sondern vielmehr die Notenköpfe und deren Umfeld fokussieren, ist der optische Ausgleich zur Harmonisierung des Notenbildes hier durchaus sinnvoll. Dieser wird in den gesichteten Notentexten im Gegensatz zum Abstandsausgleich bei wechselnden Halsrichtungen aber nicht so konsequent durchgeführt. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass die Abstandsvariation der mittleren Noten haus-eigenen Regeln einiger Verlage unterliegt und nicht als allgemeingültig angesehen werden kann. Diese mikrotypografischen Besonderheiten greifen aber ohnehin nur dann, wenn die Noten nicht aufgrund übergeordneter Notensatzregeln positioniert und beispielsweise vertikal an parallel verlaufenden Stimmen ausgerichtet werden müssen.Berechnung der Abstände in mehrstimmigen Systemen Die Komplexität der Notation einstimmiger Musik wird zwar häufig unterschätzt, ist aber dennoch vergleichsweise einfach zu handhaben, da das musikalische Ein-satzzeitraster, auf dem Noten und Pausen platziert und anhand dessen die Grund-abstände berechnet werden, sich allein auf Basis isolierter Notenwerte bestimmen lässt. Sobald weitere Stimmen in selben oder parallelen Systemen hinzutreten, ent-stehen vertikale Abhängigkeiten, die nun die Betrachtung sogenannter » Akkord-gruppen « oder » Akkordspalten « (chord columns) erfordern. Dabei bezeichnet eine Akkordgruppe die Menge aller Noten bzw. Pausen mit identischer musikalischer Einsatzzeit.