88 Martin Gieseking noch bei genauerer Betrachtung deutlich ins Auge, wie etwa im oberen System des folgenden Taktes aus der Einleitung von Strawinskis » Le sacre du printemps « :Diese von vielen Notensatzprogrammen erzeugten, vergleichsweise kleinen Unre-gelmäßigkeiten werden von den Notensetzern der Verlage manuell beseitigt, zu-mindest in den Stimmen mit der höchsten Notendichte, denn diese sind laut Elaine Gould maßgeblich und erlauben keine wahrnehmbaren Unregelmäßigkeiten: » As-sign even spacing as a priority to the densest part for each beat individually – the most complex rhythms must be the quickest to read. […] At this point it may be possible to adjust the densest notation to avoid the greatest distortions elsewhere.« 15 Dass dieses Problem auch mit relativ wenig Aufwand algorithmisch lösbar wäre, hat Kai Renz in seiner bereits 2002 erschienenen Dissertation beschrieben.16 Die ak-tuellen Notationsprogramme stellen eine entsprechende Automatik bisher aller-dings nicht zur Verfügung, sodass dem Anwender die Aufgabe zukommt, diese Fehler zu beseitigen.Die Verteilung der Takte Wenn es darum geht, nicht nur kurze, einzeilige Notenbeispiele sondern komplette Stücke zu bearbeiten, steht am Ende des Layout-Prozesses mit einem Notensatzpro-gramm die Verteilung der Takte auf verschiedene Akkoladen sowie die Verteilung der Akkoladen auf mehrere Seiten. Zur Zeit des Notenstichs war es genau anders-herum. Bevor die erste Note in die Stichplatte geschlagen werden konnte, musste das gesamte Layout eines Musikstücks geplant und die Abstände durch Vermessen sowie Punktieren der Platte mit einem Stahlzirkel vorbereitet werden. Diese an-spruchsvolle Aufgabe wurde den Lehrlingen in vielen Werkstätten erst im vierten und damit letzten Ausbildungsjahr vermittelt, da die Anforderungen in diesem Be-reich deutlich über rein handwerkliche Fähigkeiten hinausgingen und sichere 15 Gould: Behind Bars, S. 490 (s. Anm. 3).16 Renz: Algorithms and Data Structures (s. Anm. 14).