96 Martin Haase Hier ein paar typische Beispiele aus romanischen Sprachen:(1) Spanisch: upa!(2) Spanisch/Katalanisch: ale! ['ale]Das spanische und katalanische ale! könnte aus dem französischen Imperativ allez! ›geht!‹ entstanden sein, der sich im Französischen oft mit anderen Interjektionen verknüpfen lässt und dann selbst meist mehr oder weniger bedeutungsleer ist:(3) Französisch: allez hop! hop là! Interessant ist hierbei auch, dass entgegen der französischen Aussprachegewohn-heiten Franzosen bei der Interjektion hop bisweilen sogar ein anlautendes [h-] spre-chen, obwohl dieser Laut dem französischen Sprachsystem fremd ist. Es wird dabei deutlich, dass Interjektionen eine periphere Stellung im Sprachsystem einnehmen, was wiederum Spitzers Idee bestätigt, dass wir es hier mit einem Übergang zur Mu-sik zu tun haben.Eine Unterart der Interjektionen sind die so genannten » Hauruckwörter « : sie enthalten zum Teil sprachliche Zeichen, deren Bedeutung fast nicht mehr greifbar ist, neben Elementen, die überhaupt nur eine Ausdrucksseite und keine Inhaltsseite haben, somit auch nicht als sprachliche Zeichen gelten können:(4) Italienisch (Süd-/Mittelitalien, Sizilien): gnanzù! ›hauruck!‹Das Wort lässt sich auf zwei Arten analysieren: – Man kann es auf (i)n + anzi zurückführen (›nach vorn‹), wobei dann das aus-lautende betonte -u unerklärt übrig bleibt. Das ist seltsam, weil gerade beton-te Elemente eher dazu neigen, eine Bedeutung zu tragen. Die Betonung auf der letzten Silbe ergibt sich allerdings daraus, dass Hauruckwörter in der Re-gel jambisch sind, und zwar aus ikonischen Gründen: Der unbetonte erste Teil ist sozusagen der Anlauf, auf den der eigentliche ›Ruck‹ folgt. Nicht gut erklärt ist auch, dass bei der Aphärese des anlautenden i eine Palatalisierung des n stattfindet. Das ist sonst nicht üblich (vgl. in + la > nella). – Eine andere Möglichkeit, das Hauruckwort zu analysieren, besteht darin, eine anlautende, nicht weiter erklärbare Interjektion gna- anzunehmen, auf die (i)n + sù (›nach oben‹) folgen. Hier sind die beiden Analysen noch einmal gegenübergestellt:(4)'a. (i)n + anzi ›nach vorn‹ + -u (?)b. gna- (?) + (i)n + sù ›nach oben‹Man kann das Beispiel sehr schön mit deutschen oder englischen Hauruckwörtern vergleichen, die ähnlich aufgebaut sind:(5) Deutsch: hauruck bzw. horuck!