Kanonik versus Rhetorik: Vom Geiste der Kirchenmusik Hugo Distlers 117 und dann eine Achtel und eine Viertel platziert. Genauso wie bei Distlers Imita-tionsverfahren kann man hier von einem strukturgebenden Kern und einer ständi-gen Variation sprechen, einer Kombination von repetitiven und variativen Kompo-nenten. Ein ähnliches Verfahren findet sich in der Motette » Wachet auf, ruft uns die Stimme « op. 12,6 aus der » Geistlichen Chormusik « in der Passage auf dem Wort » Wohlauf « in der Oberstimme:Notenbeispiel 7: Hugo Distler: » Wachet auf, ruft uns die Stimme « op. 12,6, Kassel und Basel 1936, [komponiert im Mai 1935, = » Geistliche Chormusik « Nr. 6], T. 74–86 Oberstimme, im originalen Druck mit Mensurstrichen Kernintervalle sind die Quarte und die Sekunde. Daraus ist folgendes Motiv gebil-det:Notenbeispiel 8: Hugo Distler: » Wachet auf, ruft uns die Stimme « op. 12,6, T. 74f.Das Motiv besteht aus einem Achsenton c'' und den Kernintervallen der Quarte und der Sekunde. Es beginnt mit einer auftaktigen aufsteigenden Quart (a), die dem Wortsinn nahe steht. Dieser Beginn in zwei Vierteln wird verkürzt wiederholt (a'). Der nun entstandene Motivteil Viertel c'' Achtel g'–c'' (A) wird eine Sekunde höher sequenziert (B), wobei aus der Viertel zwei Achtel geworden sind, und endet in der