Ganz oder gar nicht? – Zur Aufführung von Chopins Préludes op. 28 125 wichtig, dass Chopins Pedalbezeichnung korrekt ausgeführt wird, damit der erste Akkord die gewünschte Länge bekommt.Am Ende des H-Dur-Präludiums (Nr. 11) hat Chopin im Manuskript einen Pe-dalwechsel am Anfang des vorletzten Taktes durchgestrichen. Dadurch erklingt im letzten Takt ein Quart-Sext-Akkord.Notenbeispiel 1: Chopin: Prélude, H-Dur, op. 28, Nr. 11, Takt 17–27, Manuskript der Stichvorlage. Faksimile Warschau, Narodowy Instytyt Fryderyka Chopina 2010.Die letzten drei Takte des Stückes wurden in mehreren Ausgaben, einschließlich der Paderewski-Gesamtausgabe, allerdings erheblich geändert, sodass Chopins Inten-tionen völlig verändert wurden. Wie zu sehen ist, wurden die Phrasierungsbögen unterteilt und ein finales Aufhebezeichen und zwei zusätzliche Pedalwechsel am Anfang der beiden letzten Takte hinzugefügt. Notenbeispiel 2: Chopin: Prélude, H-Dur, op. 28, Nr. 11, T. 24–27, nach der Paderewski Gesamtausgabe. F. Chopin: Préludes, Warschau: Polskie Wysawnictwo Muzyczne, 1949.Die zusätzlichen Pedalwechsel dienen dazu, das Gefühl von Ruhe am Ende des Stückes zu verstärken, indem der Grundton im Bass » ungestört « klingen kann. Die Trennung der Phrasierungsbögen führt dazu, dass die beiden letzten Takte als An-hängsel und Schlussformel empfunden werden, meist verstärkt durch ein deutliches Retardieren, wodurch der Effekt eines Abschlusses noch stärker wird. Chopins ori-ginale Schreibweise deutet aber darauf hin, dass er diese Takte auch als Überleitung