Ganz oder gar nicht? – Zur Aufführung von Chopins Préludes op. 28 127 das allmähliche Ausklingen durch eine überraschende wiederholte Wendung nach g-Moll unterbrochen. In Takt 55 beginnt ein unerwartetes crescendo, das zum forte der Schlussakkorde führt. Das letzte Pedal hat auch hier kein festgelegtes Ende. Die Bedeutung der absteigende Figur b–a–g, der Wendung nach g-Moll, der aufsteigen-den Dynamik und des durchklingenden Pedals wird gleich am Anfang des folgen-den Präludiums deutlich, da diese Figur, forte zu spielen, den Auftakt des g-Moll-Präludiums bildet.Wie man sieht, hat Chopin in sehr vielen Fällen sorgfältig eine Überleitung zwi -schen den Präludien in einer Dur-Tonart und dem jeweils darauffolgenden Prälu-dium in der parallelen Moll-Tonart komponiert. In den Übergängen von Moll zu Dur sind dagegen vergleichbare Überleitungen hinsichtlich der Schluss- und An-fangstöne, der Register, der Pedalisierung, der Dynamik, usw. – wie oben beschrie-ben –, nicht vorhanden. Es scheint also durchaus möglich, dass Chopin eine paar-weise Aufführung von zumindest einem großen Teil der Präludien ermöglicht hat. Wenn man eine Auswahl aus der Präludiensammlung vortragen möchte – wie Cho-pin es selbst tat –, sollte eine solche paarweise Aufführungsform in Betracht gezo-gen werden.