146 Hanns-Werner Heister (Takt 30) dagegen geradezu ein lieto fine: beide lachend. Wie hier, so gibt es auch eine Steigerungsentwicklung bei den emphatischen Interpunktionen: T. 10 ein Aus-rufezeichen, T. 11 zwei Ausrufezeichen, T. 12 drei Ausrufezeichen; dann nach einem Fragezeichen T. 25 die geballte Quasi-Antwort mit den 32 Zweiundreißigsteln und dann zur » Marschall Pause « vier Ausrufezeichen (T. 27). Die Gesichter sind zugleich Noten-Köpfe – und sie erlauben, ja fordern, was möglicherweise bislang übersehen wurde, sogar eine eindeutige Tonhöhenzuordnung. Beim ersten Mal ist es in beiden Systemen interessanterweise identisch, das ominöse h – traditionell als Tonart mit Tod assoziiert, wie exemplarisch dann etwa das grandiose H in Alban Bergs » Woz-zeck « . Für das abschließende zweite Mal verwendet Schulhoff eine Art kontrapunk-tische Stimmvertauschung, die bei gleicher graphischer Gestalt dann notationell durch die Schlüsselung bedingt eine andere, wiederum in beiden Systemen gleiche Tonhöhe ergibt, nämlich d 1. 38 Zu Recht betont Marianne Betz die » Generalpause mit ihrer figurenhaften rheto-rischen Tradition « :39 Deren Zentrum ist eben unter anderem die Pause als Tod. Die Widmung und die wie immer ironisch-satirische Eigenverleihung der Offiziers-Titel zeigt, wie sehr das militärische Paradigma nach dem Ersten Weltkrieg selbst das Denken und Tun der Gegner von Militarismus wie Wilhelminismus wie von Nazis-mus und » Marktwirtschaft « prägte. Das semantisch-sigmatische Feld Pause/Gene-ralpause/›Feldmarschallpause‹ hat in dieser Perspektive eine – auch von der zitier-ten Deutung – in der Latenz gehaltene tiefere Bedeutung neben Scherz, Satire und Ironie, um auf Grabbes Drama anzuspielen.40 Denn das sang- und klanglose Stück ist ein stummer, umso eindringlicherer Protest gegen das millionenfache Morden, den Tod im Ersten Weltkrieg. Dass Schulhoff die vorwiegend nüchtern-technische Angabe ›Generalpause‹ politisch-semantisch interpretiert und überdies in ›Feldmar-schallpause‹ verschärft, spricht für diese Deutung.Ich höre was – was du nicht siehst Mit und ohne Analyse ist natürlich der ganze Komplex Sehen/Hören, den das Ge-samtthema anspricht, ein ungeheures Feld mit einer unerschöpflichen Auswahl für entsprechende thematisch-motivische Arbeiten. Im Stummfilm sehen wir gelegent-lich Musizieren, damit also Musik, ohne Musik zu hören – ein Spezialfall auch der Vorstellungs- oder Imaginationsform innerhalb der Existenzformen der Musik, bei 38 Es scheint mir ziemlich sicher, dass dieses h-d eine Chiffre ist – bloß wofür? Eine meiner Assoziatio-nen wäre » Ha-de[s]« ; das passt zwar zum Gesamtbild, ist aber bloß eine subjektive Setzung. Schul-hoff-Experten sind vielleicht in der Lage, einen diesem hypothetischen Akronym entsprechenden Na-men oder einen angemessenen Begriff bzw. Sachverhalt herauszufinden. Gleiches gilt für die ange-nommenen » Melodien « oder » Akkordketten « .39 Betz: » In futurum « , (vgl. Anm. 34).40 Christian Dietrich Grabbe: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Lustspiel, geschrieben 1822, Änderungen bis 1827. Uraufführung München 1907.