» Von Interesse ist die Wirkung « 157 Performance, die immer multimedial ist, beschreiben zu können, braucht man keine Theorie, die Differenzen zwischen den einzelnen Medien der Kommunikation her-ausarbeitet, sondern einen Ansatz, der gleichermaßen auf alle beteiligten Medien anzuwenden ist. Ich möchte hier ein Modell vorschlagen, das Roman Jakobson 1960 auf der Basis von Karl Bühlers Organon-Modell zur Funktion von Sprache entwickelte.13 Bühlers Begriff » Organon « macht deutlich, dass es ihm um Sprache als Werkzeug geht.14 Er beschreibt, dass die wesentlichen Komponenten einer Kommunikationssituation die folgenden drei Positionen sind: » einer « als Sprecher, ein » anderer « als Hörer und schließlich die » Dinge « als der Ausschnitt der Welt über den » einer « mit dem » an-deren « kommuniziert.15 Zwischen diesen Positionen steht das Schallereignis, das die physikalische Grundlage der Kommunikation ist. Jeder dieser Positionen ist eine Funktion der Sprache zugeordnet: den Dingen und Sachverhalten als Symbol die Darstellungsfunktion, dem Sender als Symptom die Ausdrucksfunktion, dem Emp-fänger als Signal die Appellfunktion.16 Der entscheidende Schritt an Bühlers Orga-non-Modell ist, dass er Sprache nicht mehr nur ausschließlich in ihrer Darstellungs-funktion sieht. Mit einem Sprechakt vermittelt der Sprechende auch Informationen über sich selbst und über sein Wollen. Er sagt etwas über seine eigene Befindlichkeit und über das, was er bei seinem Gegenüber bewirken möchte. Jakobsons Modell erweitert das Differenzierungspotential der funktionalen Pragmatik um drei weitere Positionen und Funktionen. Er differenziert über das von Bühler Beschriebene hinaus den Kontakt zwischen den Kommunikanden (d. h. den » Kanal « ), die Botschaft und den Code. Jedem dieser an Kommunikation betei-ligten Faktoren schreibt Jakobson ebenfalls eine kommunikative Funktion zu. Die folgende Abbildung fasst den Inhalt zweier Graphiken bei Jakobson zusammen:17 Context > referential Addresser > emotive Message > poetic Addressee > conative Contact > phatic Code > metalingual 13 Roman Jakobson: Linguistics and Poetics, in: Style in Language, hrsg. v. Thomas A. Sebeok, Cam-bridge, Mass. 1960, S. 350–377.14 Karl Bühler: Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache, Stuttgart, New York 1982 [Neudr. der Ausg. Jena 1934], S. 24. Versteht man Sprache als » organum « , d. h. als Werkzeug, nimmt man au-tomatisch die Position eines Beobachters ein, der Kommunikation in ihrem Wirken untersucht. Im Gegensatz zum Semantiker, der – vermeintlich objektiv auf der Grundlage von Grammatik und Wör-terbuch – Bedeutungen feststellt, kann der Pragmatiker zwar Funktionsmechanismen intersubjektiv beschreiben, über konkrete Wirkungen jedoch nur auf der Basis empirischer Erfahrungen subjektiv Vermutungen anstellen. 15 Ebd.16 Ebd, S. 28.17 Jakobson: Linguistics and Poetics, S. 353 und 357 (s. Anm. 13).