» Von Interesse ist die Wirkung « 183 duellen Umsetzung durch Musiker. In so fern fällt es zwar leicht, aus der Position des musikwissenschaftlichen Lesers am Notentext formale Analysen vorzunehmen und scheinbar objektive Rückschlüsse auf die poetische Funktion zu ziehen – doch nur wenn man Musiker und Hörer als sekundär ausblendet. Die von der Musikgeschichte als bedeutsam identifizierten Werke entwickeln ihre Faszination vor allem für den Leser von Notentexten. Von Erfolgen im Konzert-saal ist die Musikgeschichte abgekoppelt, wie sich an der Musikgeschichtsschrei-bung des 20. Jahrhunderts zeigen lässt. Man kann wie Adorno den Erfolg von Sibe-lius' Musik im Konzertsaal als gefährlich ansehen. Doch ist es naiv oder anmaßend anzunehmen, dass Qualitätsmaßstäbe, die in einem Kommunikationssystem zwi-schen Komponisten und Noten lesenden aber nicht spielenden Interpreten entwi-ckelt wurden, auch für das Kommunikationssystem zwischen Musikern und Hö-rern gelten müssten. Hörer machen ein Stück im Konzert erfolgreich. Doch ihre Position ist im Noten-text nur mittelbar zu erkennen. Ohne die reale Situation der Performance lassen sich nur Aussagen über vom Komponisten implizierte Funktionen, nicht jedoch über das wirkliche Funktionieren der Noten bei der Umsetzung in klingende Musik in der Kommunikation zwischen Musikern und Hörern machen. In so fern kann aus der pragmatischen Analyse auch kein Regelkanon abgeleitet werden, mit dessen Hilfe Komponisten Welthits schreiben könnten. Auch hier kommt es auf den Kontext an: Ein Welterfolg wird eine Komposition nur zur rechten Zeit am rechten Ort mit den richtigen Hörern und dem richtigen Titel, wie Sibelius' » Finlandia « eindrücklich be-legt.